Bibliophile Notizen
Gerne informieren wir Sie hier von Zeit zu Zeit über Neuigkeiten und Aktivitäten
aus der Gemeinschaft der Bücherfreunde und -sammler.
9. Biennale Buchkunst Weimar
7. und 8. Dezember 2024, jeweils ab 10 Uhr
9. Biennale Buchkunst Weimar
congress centrum weimarhalle (Seminargebäude),
UNESCO-Platz 1, 99423 Weimar
Ein Fest für alle Sinne! Einzigartige Unikate, seltene Kleinstauflagen oder prachtvolle Vorzugsausgaben verführen zum Blättern. Die von Gudrun Illert (Atelier G) zum 9. Mal veranstaltete Biennale Buchkunst Weimar bringt beeindruckende Werke von 46 renommierten Künstlerinnen und Künstlern zusammen und zeigt die besondere Bedeutung von Künstlerbüchern im digitalen Zeitalter.
Experimentierfreude und Ausdrucksstärke offenbaren auch die zur Anwendung kommenden grafischen Techniken, von Photogrammen und Aquatinta über Holzschnitte, Zeichnungen und Malerbücher bis hin zu Mappenwerken und Lithografien.
Eröffnet wird die Messe am 6. Dezember um 18 Uhr von Dr. Annette Ludwig, Direktorin der Museen der Klassik Stiftung Weimar.
Parallel zur Buchkunst-Biennale stellt Stefan Knechtel unter dem Titel Schattengang grafische Arbeiten in der Galerie Profil Weimar (Geleitstraße 11) aus. Der 1964 in Dessau geborene Künstler lebt und arbeitet in Kürbitz bei Altenburg. Zur Ausstellungseröffnung am 20. November um 18 Uhr spricht Dr. Benjamin Rux, Kustos am Lindenau-Museum Altenburg.
Faltblatt mit allen Informationen: _Biennale_Buchkunst_9 Weimar2024
Bild © Christian Ewald (Katzengrabenpresse), Blick zum Himmel, Unikat, 2021
Landesbibliothek Oldenburg: 45 Jahre «The Bear Press»
30. November 2024 bis 1. Februar 2025
Über die Liebe zu Büchern. 45 Jahre «The Bear Press»
Landesbibliothek Oldenburg, Pferdemarkt 15, 26121 Oldenburg
Handsatz, Buchdruck, Handeinbände, Originalgrafik – dies sind die Markenzeichen der seit 1979 von Wolfram Benda in Bayreuth betriebenen «Bear Press». Seit 45 Jahren veröffentlicht Benda hier in Handarbeit Pressendrucke und Einblattdrucke mit erlesenen Texten der (Welt-)Literatur von Lucian und Horaz bis zu H. C. Artmann und Ror Wolf, darunter zahlreiche Erstausgaben und Erstübersetzungen ins Deutsche. Jede Edition wird begleitet von Originalgrafiken renommierter Künstler wie Klaus Böttger, Uwe Bremer, Klaus Ensikat, Rolf Escher, Esteban Fekete, Gottfried Helnwein, Eberhard Schlotter, Hanns Studer oder Jan Peter Tripp.
Zur Eröffnung am Freitag, 29. November 2024, 18 Uhr, spricht der Verleger und Anglist Dr. Wolfram Benda über seine Arbeit, seine Ziele und die Herstellung von Künstlerbüchern in traditioneller Handarbeit. Kammerschauspielerin Elfi Hoppe liest aus seiner Übersetzung von William Beckfords Reiseberichten.
Bild: Caspar Walter Rauh, Niemandsland & Traumland, gesetzt aus der Dante-Antiqua. © www.thebearpress.de
Der «Grüffelo» wird versteigert …
Donnerstag, 28. November 2024, 19 Uhr
Benefiz-Auktion der Internationalen Jugendbibliothek
Schloss Blutenburg, Seldweg 15, 81247 München
Namhafte Illustrationskünstler wie Rotraut Susanne Berner (Die Wimmelbücher; Karlchen), Erhard Dietl (Die Olchis), Daniela Kulot, Axel Scheffler (Der Grüffelo) und Susanne Straßer (Nachts im Wald) haben auf Einladung des Freundeskreises der Stiftung Internationale Jugendbibliothek Originale für die Auktion gestiftet. Hinzu kommen Exponate aus dem Nachlass von Binette Schroeder.
Die Auktion wird der Münchner Alt-Oberbürgermeister Christian Ude moderieren. Einige der bekannten Künstlerinnen und Künstler werden an dem Abend anwesend sein. Der Erlös kommt der Förderung der Kinderbuchillustration durch Ausstellungen und Workshops in der Internationalen Jugendbibliothek zugute.
Verbindliche Anmeldung via eMail erbeten unter anmeldung@ijb.de.
Externe Bieter kontaktieren bitte: direktion@ijb.de
Auktionskatalog zum Download: Auktionskatalog_Benefiz_ijb
Bild © Internationale Jugendbibliothek, Axel Scheffler
Halle (Saale) feiert die «Archivophilie»
21. November 2024 bis 27. April 2025
Archivophilie. Schönes aus dem Archiv der Franckeschen Stiftungen
Kabinettausstellung
Historische Bibliothek, Haus 22–24, Franckeplatz 1, 06110 Halle
Di bis So 10 bis 17 Uhr
Eröffnung am 20. November, 18 Uhr
mit Vortrag von Frau Prof. Dr. Ulrike Höroldt,
Direktorin des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz Berlin
Ort: Englischer Saal, Haus 26
anschließend Führung durch die Ausstellung
Eintritt frei
Das Archiv der Franckeschen Stiftungen beherbergt eine Fülle an historischen Schätzen, die nicht nur einen kulturellen und historischen, sondern auch einen ästhetischen Wert besitzen. Darunter sind orientalische und mittelalterliche Handschriften mit kunstvollen Kalligrafien und filigranen Illustrationen, Urkunden mit feinen Schriftzügen auf wertvollem Pergamentpapier, Einbände aus Buntpapier und Planzeichnungen mit präzisen Linien und schöner Farbigkeit – die präsentierten Exponate vermitteln einen Eindruck vergangener Handwerksmeisterschaft.
Abbildung: Stadtansicht von Halle (Saale) aus dem Stammbuch des Studenten Immanuel Petrus Geier, 1719–1722. AFSt/H D 133
Buchkunsttage München
15. bis 17. November 2024
Buchkunsttage München
Lyrik Kabinett, Amalienstraße 83a, 80799 München
Freitag: 18 bis 21 Uhr
Samstag: 12 bis 18 Uhr
Sonntag: 12 bis 17 Uhr
Die Ausstellung zeitgenössischer Buchkunst im Lyrik Kabinett München fand erstmals 2008 und von da an alle zwei Jahre statt, bis zur pandemiebedingten Unterbrechung. Unter dem neuen Namen buchkunsttage – Neue Buchkunst & Druckgrafik im Lyrik Kabinett gibt es die Buchkunstausstellung Mitte November 2024 nun zum siebten Mal.
17 Buchkünstler:innen, deren Arbeitsweise kaum unterschiedlicher sein könnte, zeigen ihre Werke an 14 Ausstellungsplätzen und präsentieren eine große gestalterische Vielfalt. Neben Büchern gibt es Mappenwerke, grafische Einzelblätter, Papierobjekte, Originaldrucke im Postkartenformat und noch viel mehr Gedrucktes.
Mehr Informationen: 2024_buchkunsttage_münchen
Bild © Christa Schwarztrauber, Handsatzwerkstatt Fliegenkopf: Franz Kafka, Poseidon, Auflage: 50 Exemplare
Buch- und Druckkunst-Messe in Frauenfeld
15. bis 17. November 2024
Buch- und Druckkunst-Messe
Eisenwerk in Frauenfeld, Kanton Thurgau, Schweiz
Freitag und Samstag: 11 bis 18.30 Uhr
samstags ab 18 Uhr Apéro und Musik
Sonntag: 11 bis 16 Uhr
Die Buch- und Druckkunst-Messe, auch bekannt als Handpressenmesse HPM, findet in diesem Jahr zum 16. Mal im Frauenfelder Eisenwerk statt. Ausstellende aus der Schweiz und internationale Gäste präsentieren ein breites Spektrum kunstvoller Papierwerke, von der handgefertigten Postkarte über Plakate, Büttenpapiere, Notizbücher bis hin zum einzigartigen Künstlerbuch.
Ehrengast ist diesmal der vielfach preisgekrönte Grafikdesigner und Buchdrucker Dafi Kühne. In seiner Werkstatt in Näfels verbindet er die digitalen Techniken kreativ mit dem Buchdruckverfahren.
Einblicke gibt es hier: Dafi_Kühne_babyinktwice
Gegründet wurde die HPM vor dreißig Jahren von dem Schriftsteller, Verleger, Druckkünstler und gelernten Schriftsetzer Beat Brechbühl.
Mehr Informationen: 2024_HPM_Frauenfeld
Impressionen der HPM 2022. Foto: HPM
Klingspor Museum: Same Bold Stories?
bis 24. November 2024
Same Bold Stories?
Schriftgestaltung von Frauen und Queers im 20. und 21. Jahrhundert
Klingspor Museum, Herrnstraße 80, 63065 Offenbach
Das Museumsteam machte es sich zur Aufgabe, die historische schriftbezogene Sammlung des Klingspor Museums (1900–1950) nach weiblichen Positionen zu durchforschen und die Geschichtsschreibung der Schriftgestaltung um ihre Biografien und Werke zu ergänzen. Nur wenige Frauen wie Anna Simons, Erika Giovanna Klien oder Gudrun Zapf-von Hesse erlangten bereits zu Lebzeiten größere Bekanntheit. Daneben gibt es Schriftgestalterinnen wie Elizabeth Friedländer, Ilse Schüle, Anna Maria Schildbach, Maria Ballé und zahlreiche Schülerinnen, etwa der Schriftklassen Rudolf von Larischs in Wien und Rudolf Kochs in Offenbach, die in der Sammlung enthalten sind und nun erstmals in den Fokus rücken.
Von der historischen Sammlung ausgehend wird der Bogen geschlagen zum Typedesign der Gegenwart – von Personen, die sich als FLINTA* (Frauen, Lesben, Inter*, nichtbinär, Trans* und Agender) identifizieren. Selbstbewusst und innovativ gestalten sie nicht nur Schriften, sondern auch die internationale Schriftszene mit. Ideen von kollektivem Arbeiten finden hier Anwendung und solidarische Distributionswege stehen neben klassischen Vertrieben in Type Foundries. Häufig verwischt dabei die Grenze zwischen Anwendung und Kunst, sodass spannende inhaltliche Konzepte ein neues Nachdenken über Typedesign und Typografie im 21. Jahrhundert anstoßen. Émilie Aurat, Jin-Hoo Park, Golnar Kat Rahmani und Nat Pyper sind nur einige der zahlreichen Namen, die in der Ausstellung vereint und in Kontext zueinander gesetzt werden.
Im November finden diese Veranstaltungen statt:
2.11, 14–17 Uhr
Let’s Talk About Money. Verhandlungsworkshop für FLINTA*
Anja Henningsmeyer
mit Anmeldung, solidarischer Teilnahmebeitrag, Richtwert 20 Euro
3.11., 16 Uhr
Significant Other(ing) – Messy History als feministisches Gegenkonzept der Kunst- und Designhistoriografie
Vortrag Naomi Rado
Eintritt + 1,50 Euro
9.11., 11–16 Uhr
Type & Politics
Vortrag und Siebdruck-Workshop mit Golnar Kat Rahmani in der Druckwerkstatt im Bernardbau
mit Anmeldung, 30 Euro Teilnahme + 15 Euro Material
22.11., ab 18 Uhr
Eat It by the Creek – Performativer Abend mit Drag
Eintritt nach Wahl
24.11., 15 Uhr
Finissage mit Kurator:innenführung
Dr. Dorothee Ader, Laura Brunner, Naomi Rado
Eintritt frei
Abbildung: Erika Giovanna Klien, Kino, Schriftarbeit aus dem Bereich der kinetischen Kunst, Bleistift und Kohlestift auf Papier 1923. Foto © Simon Malz
Mechthild Lobisch – Espaces Meublés
bis 31. Januar 2025
Mechthild Lobisch – Espaces Meublés
Praxis Rüdiger Buresch
Bahnhofstraße 2, Gauting
Mechthild Lobischs Leidenschaft gilt einerseits der Sprache und der Literatur, andererseits dem Bild und dem Buch.
Die als Buchbinderin ausgebildete vielseitige Künstlerin, Fachautorin und Übersetzerin lehrte von 1995 bis 2006 als Professorin der Klasse Konzeptkunst Buch an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule. Seither ist sie in Gauting als freischaffende Künstlerin tätig.
Den gezeigten Arbeiten gemeinsam sind klare, formale Ordnungen eines geometrisch angelegten Vokabulars. Überlagerungen und Fragmentierungen bilden Strukturen, die sich zum Teil auch Fotomontagen anverwandeln. Bei aller Strenge ein lustvolles Spiel mit Symmetrien, Asymmetrien und Trompe-l’œils.
Bild:
Künstlerbuch Ornamental Journey, vier jahreszeitliche Hefte in je vier Exemplaren mit Gedichten von Maria Schröder und Fotografien von Mechthild Lobisch. © Mechthild Lobisch
München: fünfte Ausgabe «Super BOOKS»
2. und 3. November 2024
unabhängige Messe der Künstler:innenbuchszene
Haus der Kunst München
Samstag: 14 bis 20 Uhr
Sonntag: 12 bis 20 Uhr
Eintritt frei
Der Schwerpunkt von Super BOOKS liegt auf Publikationen, die die Grenzen des Mediums Buch hinterfragen, neu denken und deren Themen, Formate und Techniken sich ständig erweitern. Mit ihrer Ethik der Zugänglichkeit, die in der Preisgestaltung und der Direktheit von Vertriebswegen zum Ausdruck kommt, bilden alternative Publizisten und Publizistinnen ein Gegengewicht zur herkömmlichen Verlagsbranche und ihren gängigen Spielregeln.
Neben dem Schwerpunkt München sind in diesem Jahr Produzenten und Produzentinnen aus 22 Städten, darunter Wien, Zagreb, Montreuil, Venedig, Madrid und Amsterdam vertreten und bereichern die internationale Vielfalt der Buchmesse. Ein Drittel der Aussteller:innen ist erstmals bei Super BOOKS dabei, darunter der Multimedia Künstler Andrés Aizicovich aus Buenos Aires, das autonome Kunst- und Verlagskollektiv 51 Personae aus Shanghai und Three Star Books aus Paris, die mit internationalen zeitgenössischen Künstler:innen produzieren.
Mehr Informationen: 2024_SuperBooks_5
Foto: Milena Wojhan
Josef Hegenbarth und seine Meisterschülerin Traute Gruner
bis 6. April 2025
Aufbruch an der Akademie – Josef Hegenbarth und seine Meisterschülerin Traute Gruner
Josef-Hegenbarth-Archiv
Calberlastraße 2, 01326 Dresden
geöffnet: sonntags 15 bis 18 Uhr
Ein doppeltes Jubiläum ist Anlass für diese Ausstellung: Am 15. Juni 1884 wurde Josef Hegenbarth geboren, am 9. Dezember 1924 feiert seine Schülerin Traute Gruner ihren 100. Geburtstag. Sie war die einzige Frau, die das Meisterschülerstudium bei Hegenbarth absolvierte. 1951 zog die aus dem erzgebirgischen Stollberg stammende Künstlerin nach Baden-Württemberg, der Kontakt zu ihrem Lehrer aber blieb bestehen, wie der Briefwechsel der Beiden belegt. Die künstlerische und persönliche Beziehung zwischen Mentor und Meisterschülerin zeigt sich im Wechselspiel ihrer Werke, dies veranschaulicht die Ausstellung.
Traute Gruners Zeichnungen – 185 Arbeiten, vor allem Porträts und Akte, erhielt das Josef-Hegenbarth-Archiv 2018 von der Künstlerin im Rahmen einer großzügigen Schenkung – zeigen die inspirierende Rolle des Lehrers, die zeichnerische Meisterschaft der Schülerin, aber auch die Au!ruchstimmung dieser Jahre.
Bild:
Traute Gruner, Liegender weiblicher Akt, Bleistift, 1947. © Traute Gruner; Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Andreas Diesend
Museum Wiesbaden: Plakatfrauen. Frauenplakate
bis 16. Februar 2025
Plakatfrauen. Frauenplakate
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden
Die am 10. Oktober eröffnete neue Jugendstilausstellung nimmt in zweifacher Hinsicht die Frauen in den Blick: als beliebtes Motiv in der Plakatwerbung seit Anfang des 20. Jahrhunderts sowie als professionelle Gestalterinnen in einem männlich dominierten Berufsfeld.
Die von Peter Forster und Prof. Dr. Petra Eisele kuratierte Präsentation erweitert aufs Schönste die seit 2019 in die Dauerausstellung integrierte großartige Sammlung von Ferdinand W. Neess. Diese führt mit Mobiliar, Vasen und Gemälden in die Innenräume der als Gesamtkunstwerk gestalteten Häuser der Jugendstilzeit. Mit den Plakaten begibt man sich nun in den öffentlichen Raum, zeigt die «Kunst der Straße». Der Jugendstil ist ja besonders geprägt auch von Druckprodukten, seien es Plakate, Bücher oder Zeitschriften wie die Namen gebende Jugend.
Neu eröffnet wurde auch das bislang nicht zugängliche Jugendstil-Treppenhaus des Museums. So führt der Weg zunächst über die bekannten Treppen in den ersten Stock zur Jugendstilabteilung und von dort ins Kabinett im zweiten Stock. Überall an den Wänden der Treppenhäuser: Plakate. Was für eine gelungene Einstimmung!
Zu sehen sind Ikonen der Plakatkunst, etwa von Emil Orlik, Friedrich Wilhelm Kleukens, Hans Christiansen, Johann Vinzenz Cissarz, Julius Klinger, Louis Oppenheim, Ludwig Hohlwein sowie von zwölf Gestalterinnen, darunter Anne Koken, Clara Ehmcke, Dore Mönkemeyer-Corty, Käthe Kollwitz, Margarete Friedlaender. Alles Originale aus der Privatsammlung von Maximilian Karagöz.
Der reich bebilderte Ausstellungskatalog ist als Band 1 der neuen Reihe Jugendstil!. Schriftenreihe Ferdinand Wolfgang und Danielle Neess erschienen (Museum Wiesbaden, Deutscher Kunstverlag, 20 € an der Museumskasse). Außerdem gibt es eine kleinformatige Werkübersicht mit allen ausgestellten Plakaten zum Mitnehmen. Schöne Idee!
Ausstellungsansicht, Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
«Endspurt»: Städel | Frauen
noch bis 27. Oktober 2024
Städel | Frauen. Künstlerinnen zwischen Frankfurt und Paris um 1900
Städel Museum
Dürerstraße 2, 60596 Frankfurt am Main
Mehr als 70 000 Besucher haben die rund 80 Gemälde und Skulpturen von 26 Künstlerinnen bereits neu entdeckt. Neben bekannten Malerinnen und Bildhauerinnen wie Louise Breslau, Ottilie W. Roederstein und Marg Moll zeigt die Ausstellung zahlreiche weitere Frauen, die sich um 1900 erfolgreich im Kunstbetrieb behaupteten.
Die Ausstellung zeigt Künstlerinnen, die sich mit großer Eigenständigkeit und Professionalität in einem durch männliche «Künstlergenies» bestimmten Kulturbetrieb durchsetzten. Unter dem Blickwinkel der Netzwerke entsteht ein komplexes Bild der Ausbildungs- und Arbeitssituation von Künstlerinnen in der Moderne: vom Kampf der Wegbereiterinnen im Paris der 1880er-Jahre über die ersten Bildhauerinnen an der Kunstschule des Städel um 1900 bis hin zu einer jungen selbstbestimmten Generation von Künstlerinnen im Neuen Frankfurt der 1920er- und 1930er-Jahre. Die stilistisch sehr unterschiedlichen Arbeiten zeigen dabei die Vielfalt weiblicher Positionen in der Kunst und spiegeln die radikalen gesellschaftlichen und ästhetischen Umbrüche der Zeit.
Der von Alexander Eiling, Eva-Maria Höllerer und Aude-Line Schamschula herausgegebene Katalog ist im Hirmer Verlag erschienen: 232 Seiten, 188 Abbildungen, mit Essays sowie Künstlerinnen-Biografien in deutscher Sprache, ergänzt durch englische Übersetzungen. 39,90 Euro (im Museumsshop).
Annie Stebler-Hopf (1861–1918), Am Seziertisch (Professor Poirier, Paris), um 1889, Öl auf Leinwand, 114×147 cm. Kunstmuseum Bern, Geschenk des Gatten aus dem Nachlass der Künstlerin © Kunstmuseum Bern
Zürich: Licht im Papier
bis 10. November 2024
Licht im Papier. Druckgraphik von James Turrell
ETH Zürich. Graphische Sammlung
Rämistr. 101, HG E 52, 8092 Zürich
Berühmt geworden ist James Turrell für seine atmosphärischen Lichtinstallationen, mit denen der US- amerikanische Künstler (geb. 1943) außergewöhnliche sinnliche Erfahrungen ermöglicht und zugleich zum Nachdenken über die eigene Wahrnehmung anregt. Etwas weniger bekannt ist seine Druckgraphik, die er beim renommierten Zürcher Kupferdrucker Peter Kneubühler realisierte. Die Graphische Sammlung ETH Zürich rückt in ihrer Ausstellung diesen Teil seines Schaffens ins Zentrum. Sie zeigt, wie es dem Künstler auf faszinierende Weise gelingt, auch im zweidimensionalen Raum Licht in Erscheinung treten zu lassen.
Ergänzend zur Ausstellung findet am 5. und 6. November ein Symposium statt, das Forschende verschiedener Fachrichtungen zusammenbringt und deren Erkenntnisse in einer Publikation erscheinen werden. Programm und Anmeldung hier:
Symposium_James_Turrell_2024
Bild:
James Turrell, West Chamber, Blatt 3 der Folge Mapping Spaces, 1987. Heliogravüre, Aquatinta und Radierung 56,0×78,5 cm. Inv.-Nr. 2008.2510
Graphische Sammlung ETH Zürich / © James Turrell
CMF: Bernd Pfarrs Bilder von Tieren und Engeln
14. September 2024 bis 19. Januar 2025
Bernd Pfarr. Knochenzart. Bilder von Tieren und Engeln
Caricatura Museum für Komische Kunst Frankfurt
Weckmarkt 17, 60311 Frankfurt am Main
Faible für Tiere: Hunde, Krokodile, Nashörner, ja sogar Computerviren. Bernd Pfarrs (1958–2004) Arbeiten gehören zu den kanonischen Werken der Komischen Kunst. Er verstand es, seine Idealvorstellungen der Welt in seine Zeichnungen und Gemälde zu übertragen, die Wirklichkeit in Paralleluniversen zu übersetzen – mit ihren ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten. Seine Figuren, Mensch wie Tier, erzählen von alltäglichen Lebensgeschichten und Tragödien, nur selten lassen sie aktuelle Bezüge erkennen. Mit einem untrüglichen Sinn für das Komische im Grotesken folgt Pfarr in seinen Bildern seinem hehren Ziel, den Dingen, gar der ganzen Welt jegliche Realität auszutreiben.
Bernd Pfarr stand in der Tradition des Humors von F. W. Bernstein, Robert Gernhardt und F. K. Waechter. Im Satiremagazin Titanic entwickelte er ihn in der Rubrik Kolibri, die ab 1978 in seine berühmteste Comic-Figur Sondermann umbenannt wurde, weiter. Über 400 Sondermann-Comics und Strips zeichnete er bis zu seinem Tod, die er nach dem Vorbild des gleichnamigen ersten Verlegers der Titanic geschaffen hatte.
70 feinsinnige Gemälde und 100 freche Cartoons sind nun von Bernd Pfarr im Caricatura-Museum zu sehen, die meisten aus Privatbesitz. Das Museum besitzt neuerdings zehn Bilder und 50 Comics.
Seit 2012 verleiht der Verein Sondermann e.V. den Sondermann-Preis an etablierte Künstler wie auch an Newcomer.
Knochenregen © Bernd Pfarr
Schöne Literatur in der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen
bis 3. November 2024
Schöne Literatur in der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen.
Vom Mittelalter bis in die frühe Moderne
Franckeplatz 1, Haus 22, 06110 Halle an der Saale
Das ehemalige Lesezimmer neben der Historischen Kulissenbibliothek schmückt sich mit den «Belles Lettres» – gezeigt werden in dieser Kabinettausstellung besonders sehenswerte Bücher aus dem Bestand der Stiftungen: Ritterromane, Trauerspiele, berühmte Gedichte, Novellen und Märchen. Dabei reicht die Bandbreite der Exponate von einer mittelalterlichen Handschrift über prachtvoll illustrierte Drucke der Frühen Neuzeit, Texte des Pietismus, der Aufklärung und Empfindsamkeit bis hin zu Erstausgaben der Klassik und Romantik. Zugleich versteht sich die Ausstellung als Beitrag zum Klopstock-Jahr 2024.
Vier Themenschwerpunkte gibt es:
Von der Handschrift zum Buchdruck
Literatur in Zeiten des Krieges
Zwischen Glauben und Wissenschaft
Leselust und Märchenfaszination
Hier geht es zur Online-Ausstellung:
Schoene_Literatur_Francke-Halle
Faltblatt zum Download:
_Faltblatt_Kabinettausst_Schoene_Literatur
Philips van Marnix, Johann Fischart, Binenkorb Des Heyl. Römischen Imenschwarms, Straßburg 1579. BFSt: 48 H 4
Katalog «Die schönsten deutschen Bücher 2024» erschienen
Der Katalog mit den Schönsten Deutschen Bücher 2024 ist erschienen. Gestaltet und umgesetzt hat ihn das Team von Neue Gestaltung (neuegestaltung.de) aus Berlin. Bei der Preisverleihung in Frankfurt am Main hatte Pit Stenkhoff das Konzept schon vorgestellt.
Bestellungen in der lokalen Lieblingsbuchhandlung via ISBN 978-3-9822108-3-4. Preis: 20 €.
Mehr Infos und viele Bilder zu Preisverleihung und Katalogvorstellung hier:
Schönste_deutsche_Bücher_Preisverl_Katalog
Foto: Pit Stenkhoff, Neue Gestaltung
Preis der Stiftung Buchkunst 2024 geht an «Holy Smoke» aus dem Hirmer Verlag
Am 6. September wurden im Frankfurter Museum Angewandte Kunst die Preise für Die schönsten deutschen Bücher 2024 und die drei Förderpreise für junge Buchgestaltung verliehen. Und es wurde das Geheimnis um den mit 10 000 Euro dotierten Preis der Stiftung Buchkunst gelüftet: Er geht dieses Jahr an das von Kaj Lehmann gestaltete Buch Holy Smoke aus dem Hirmer Verlag, München.
Birte Kreft (Geschäftsführerin der Stiftung Buchkunst) zu dieser Ehrung: «Mit dem Preis der Stiftung Buchkunst sollen mutige Entscheidungen in der Gestaltung und Herstellung gewürdigt werden. Holy Smoke ist dies wunderbar gelungen: Die besondere Verpackung des Buches über religiöses Räucherwerk führt die Leser:innen bereits mit rauchigen Händen zum Inhalt. Ein inspirierendes Beispiel dafür, was mit guten Ideen in der Buchproduktion möglich ist.»
Informationen zum Preis der Stiftung Buchkunst:
PM_VerleihungPDSBK2024_infoblatt
Bildnachweis:
© Stiftung Buchkunst, Fotos: Carolin Blöink
254. Heft der «Marginalien» erschienen
Frisch erschienen: Die dritte Ausgabe des Jahres 2024 der Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie, herausgegeben im Auftrag der Pirckheimer-Gesellschaft «für Sammler & andere Verrückte».
Eine Auswahl der Themen: Moritz Lampe schreibt über Anny Wottitz und das Nachleben der Whitman-Druckbögen aus dem Utopia-Verlag Weimar, Volker Probst notiert Lesenswertes zu einer privaten Waltz-Whitman-Sammlung. Ernst Falk nimmt den hundertsten Geburtstag der Büchergilde Gutenberg zum Anlass, die Jahre 1924 bis 1933 unter dem Motto Geist und Gestaltung genauer unter die Lupe zu nehmen. Zwei Beiträge erinnern an den am 28. Juni 2024 verstorbenen Karikaturisten Harald Kretzschmar. In der Reihe Zu Besuch im Atelier gibt André Schinkel Einblicke in die Arbeit von Hendrik Schrat, von dem auch die Grafische Beilage stammt (nur für Mitglieder). Die eingebundene Typografische Beilage präsentiert Oskar Wolffs Noble Passionen, «passioniert gekürzt» von Jens-Fiete Dwars, wie immer schön gestaltet von Matthias Gubig.
128 Seiten pures Lesevergnügen!
Foto: Silvia Werfel
Landesbibliothek Oldenburg: «Das Glück in der Ferne»
bis 26. Oktober 2024
«Das Glück in der Ferne»
Geschichten von Auswanderern aus dem Oldenburger Land
Landesbibliothek Oldenburg, Pferdemarkt 15, 26121 Oldenburg
Migration ist ein wesentlicher Teil der deutschen Geschichte. Unterschiedlichste Gründe bewegten besonders im 19. und 20. Jahrhundert auch Menschen aus dem Oldenburger Land, das «Glück in der Ferne» zu suchen. Das Oldenburg Land hatte im 19. Jahrhundert zeitweise sogar zwei Auswandererhäfen: Nordenham und Brake. Allein in den Jahren von 1853 bis 1859 traten von Brake aus etwa 31 500 Menschen die Fahrt nach Nordamerika an. Wie in den Auswandererakten häufig zu lesen ist, hofften sie in anderen Ländern und Kontinenten auf bessere Chancen und Lebensbedingungen. Manchen gelang es, ihre Hoffnungen zu verwirklichen. Dann ließen sie weitere Familienmitglieder nachkommen. Es gibt aber auch andere Geschichten, die erzählen, wie die Ausgewanderten wieder zurückkehrten oder wie sie in der neuen «Heimat» scheiterten.
«Im Zentrum der Ausstellung stehen neun persönliche Lebensgeschichten von Ausgewanderten, die stellvertretend die Migration aus den Landkreisen und kreisfreien Städten des Oldenburger Landes beleuchten», erläutert Kuratorin Etta Bengen. Einer von ihnen war Eberhard Hayen (1838–1915) aus Oldenburg, der 1859 in die USA auswanderte und dort im Holzhandel erfolgreich war. Weitere Biographien, Hintergrundinformationen und Datenbanken sind in der Ausstellung über eine digitale Infosäule abrufbar und ab dem 6. September auch auf einer eigenen Homepage zur Ausstellung: Migration_Oldenburg. Hier finden sich auf Infos zum Begleitprogramm.
Ankunft in New York, Holzstich 1896. Abb.: Historisches Museum Bremerhaven.
«Endspurt» in Weimar: Bauhaus und Nationalsozialismus
nur noch bis 15. September 2024
Bauhaus und Nationalsozialismus. Eine Ausstellung in drei Teilen
an drei Orten in Weimar, siehe unten
Das Bauhaus gilt vielen immer noch als Gegenentwurf zum Nationalsozialismus. Doch die Moderne des frühen 20. Jahrhunderts war keinesfalls immun gegenüber der Verführbarkeit durch die nationalsozialistische Ideologie. Auf der Basis umfangreicher Forschung zeigt die Klassik Stiftung Weimar in ihrer dreiteiligen Ausstellung noch bis zum 15. September 2024 ausführlich das ambivalente Verhältnis ehemaliger Bauhäusler:iinnen zum nationalsozialistischen Regime.
Rund 450 Werke aus Bildender Kunst und Kunstgewerbe, darunter zahlreiche Leihgaben aus renommierten Museen in Europa und den USA, illustrieren die politischen Richtungskämpfe im Bauhaus und die spätere Verstrickung von Bauhäusler*innen mit dem Nationalsozialismus, ebenso wie die Gratwanderungen ehemaliger Schulangehöriger angesichts der politischen Zeitläufe ab 1933. Bedeutende Werke von Lyonel Feininger und Paul Klee kehren für die Ausstellung erstmals an ihren Ursprungsort zurück.
«Die Beziehungsgeschichte zwischen dem Bauhaus und der höchst widersprüchlichen NS-Kunst- und Kulturpolitik ist viel komplexer, als es die Rezeption der verfolgten Moderne glauben macht. Dass der erste umfassende Blick auf Verstrickungen und Indienstnahme in Weimar stattfindet, an der Wiege des Bauhauses, ist daher nur folgerichtig», erklärt Annette Ludwig, Direktorin der Museen der Klassik Stiftung Weimar.
Themenschwerpunkte und Orte:
Teil I — Politische Kämpfe um das Bauhaus 1919–1933
Museum Neues Weimar, Jorge-Semprún-Platz 5, 99423 Weimar
Mo, Mi bis So: 9:30 Uhr bis 18 Uhr
Teil II — Abgehängt – Beschlagnahmt – Angepasst 1930/1937
Bauhaus-Museum Weimar, Stéphane-Hessel-Platz 1, 99423 Weimar
Mo, Mi bis So: 9:30 Uhr bis 18 Uhr
Teil III — Lebenswege in der Diktatur 1933–1945
Schiller-Museum, Schillerstraße 12, 99423 Weimar
Di bis So: 9:30 Uhr bis 18 Uhr
Einblick in die Sonderausstellung im Schiller-Museum mit Kuratorin Prof. Dr. Elizabeth Otto (Universität Buffalo). Foto: Thomas Müller
HAB: Digitale Edition des Großen Stammbuchs Philipp Hainhofers
In einem dreijährigen Forschungsprojekt wurde das album amicorum Philipp Hainhofers textlich und ikonographisch erschlossen und digitalisiert. Nun sind die Ergebnisse im Open Access verfügbar.
Mit Förderung der Kulturstiftung der Länder, des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur, der VolkswagenStiftung, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Familie Wittchow-Aschoff-Stiftung an der Herzog August Bibliothek, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Stiftung Niedersachsen und der Rudolf-August Oetker-Stiftung wurde das Große Stammbuch des Augsburger Kaufmanns, Kunstagenten und politischen Korrespondenten Philipp Hainhofer (1578–1647) im Jahr 2020 für die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel erworben und anschließend in einem dreijährigen Forschungsprojekt erschlossen. (vgl. dazu den Beitrag in der Wandelhalle vom Herbst 2020)
Die Ergebnisse sind auf einer eigenen Editionswebsite für Forschung und Öffentlichkeit zugänglich:
Philipp Hainhofer: Das Große Stammbuch. Kommentierte digitale Edition eines bedeutenden Album Amicorum aus der Zeit um 1600, herausgegeben, transkribiert, übersetzt und kommentiert von Sabine Jagodzinski, Wolfenbüttel: Herzog August Bibliothek 2021–2024 (Wolfenbütteler Digitale Editionen, Nr. 6)
Website: Haindorfer-Stammbuch-HAB
In Vorbereitung ist auch eine reich bebilderte gedruckte Publikation, die Ende 2024 bei Harrassowitz erscheinen soll:
Haindorfer_Harrassowitz
Das Große Stammbuch Philipp Hainhofers, HAB, Cod Guelf. 355 Noviss. 8°, S. 58–59, Foto: HAB
Bibliothek des Gutenberg-Museums in neuen Räumen wieder zugänglich
Das Gutenberg-Museum hat einen neuen Meilenstein erreicht: Die museumseigene Bibliothek ist seit dem 3. September nach einer mehr als dreimonatigen Schließung wieder geöffnet. Grund dafür war der Umzug der Bibliothek in das Gutenberg-Carré, wie das Team des Gutenberg-Museums die Räumlichkeiten des ehemaligen Römisch-Germanischen-Zentralmuseums (RGZM) am Ernst-Ludwig-Platz 2 taufte.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr und 14 bis 17:30 Uhr (der letzte Eintritt ist um 16:30 Uhr).
Das Gutenberg-Museum bittet Besucherinnen und Besucher sich vorab anzumelden unter:
gutenberg-bibliothek@stadt.mainz.de oder telefonisch unter 06131 12-2623.
Das Team der Gutenberg-Bibliothek weist ebenfalls darauf hin, dass die Ausleihe von Inkunabeln aus logistischen Gründen frühestens November erfolgen kann.
Foto: Die Gutenberg-Bibliothek lädt zum Recherchieren und wissenschaftlichen Arbeiten ein. © Gutenberg-Museum Mainz
Bucheinbände von Werner G. Kießig im Stabi Kulturwerk
bis 8. September 2024
Im Fokus: «Kunst und Handwerk von Werner G. Kießig»
Stabi Kulturwerk, Staatsbibliothek zu Berlin
Unter den Linden 8, 10117 Berlin
Der Buchbinder und Meister der Einbandkunst Werner G. Kießig (1924–2014) lernte sein Handwerk in der DDR. Neben seiner Tätigkeit für Verlage schuf er Einzel- und Sonderanfertigungen für Sammler:innen, Ausstellungen und Wettbewerbe. Sein internationales Wirken erweiterte den künstlerischen Blick und gab oft genug Anlass, neue Techniken und Formen zu erproben. Andererseits führte der Mangel an geeigneten Einbandmaterialien und Werkzeugen in der DDR auch dazu, dass sich die Improvisationskunst zu einem wesentlichen Bestandteil von Kunst und Handwerk entwickelte. Die von Werner G. Kießig erschaffenen Formen stehen in enger Beziehung zur literarischen Vorlage, die zum Ausgangspunkt der Gestaltung wird. Handwerk und künstlerische Interpretation verbinden sich dabei zu einem Gesamtkunstwerk.
Da sich der Geburtstag Werner G. Kießigs in diesem Jahr am 10. Februar zum 100. Mal jährte, zeigt das Stabi Kulturwerk bis Anfang September eine Auswahl an Bucheinbänden aus der Sammlung Kießig, die im Jahr 2015 von der Staatsbibliothek zu Berlin übernommen wurde.
Hier geht es zur virtuellen Ausstellungsversion:
Kießig_Stabi_virtuell
Bild:
Ganzlederband von 1956 zu Raymond Cogniat, Décors de théâtre, Paris: Éd. Des Chroniques Du Jour 1930, nummeriertes Exemplar Nr. 347. Aus der Einbandsammlung Werner G. Kießig, Signatur: 4° 30 ZZ 127. Foto: SBB-PK / Hagen Immel. CC BY-NC-SA 4.0
POLO − Die Komische Kunst des André Poloczek im CMF
bis 1. September 2024
POLO − Die Komische Kunst des André Poloczek
Caricatura Museum für Komische Kunst Frankfurt
Weckmarkt 17, 60311 Frankfurt am Main
Bunt, laut und leise, überraschend abwechslungsreich: Die Ausstellung würdigt den Cartoonisten POLO posthum und gibt einen Einblick in sein äußerst vielseitiges Werk an Komischer Kunst. Zu sehen sind Cartoonklassiker auf Papier, digitale Bildwitze, Malereien, Objekte, wilde Skizzenbücher, lose, vorläufige und unveröffentlichte Blätter, Schnipsel und Montagen.
Eine stilistische Einordnung des Künstlers fällt schwer. Ob gemalt, illustriert, karikiert und modelliert; mit Stift, Tusche, Öl, Pinsel, Stempel oder Zahnbürste: Immer spürbar ist die große Lust und Freude am künstlerischen Schaffen, am Ausprobieren. Dies aber immer mit großer Könnerschaft. Seine Cartoons kommentieren Alltägliches, Politisches wie Gesellschaftliches genauso wie Kulinarisches, Medizinisches und Zwischenmenschliches. Die Sprache ist im Werk des studierten Germanisten Poloczek ein wichtiges Element. Wortspielereien und Kalauer werden gekonnt und einfallsreich in Szene gesetzt.
Geboren 1959, verstarb André Poloczek unerwartet und plötzlich im Juni 2022 in Wuppertal. Seinen künstlerischen Nachlass vermachte er der Sammlung des Caricatura Museum Frankfurt.
POLO, Asoziales Jahr, 2015. © bei POLOs Rechtsnachfolger Martin Poloczek
Anna Haifisch im Hamburger MK&G
bis 20. Oktober 2024
«Bis hierhin lief’s noch gut»
Einzelausstellung Anna Haifisch
Museum für Kunst & Gewerbe Hamburg
Steintorplatz, 20099 Hamburg
«Bis hierhin lief’s noch gut» – so lautet der Titel der Einzelausstellung der international bekannten Illustratorin und Comiczeichnerin Anna Haifisch (*1986), die zur Zeit im MK&G Hamburg zu sehen ist.
Mit rund 300 Werken gibt die Ausstellung einen umfassenden Einblick in das vielfältige kreative Schaffen von Anna Haifisch: Zu sehen sind Illustrationen, Drucke, Comics und Zeichnungen sowie von ihr gestaltete Designprodukte. Im Fokus der Zusammenschau von freien und angewandten Arbeiten stehen der künstlerische Entstehungsprozess und die Präsentation neuer Werke wie die Serie Ready America sowie eine zur Ausstellung entstandene Neuproduktion.
2015 erschien ihr erstes Buch Von Spatz, 2016 und 2017 folgten die ersten Bände der Comicreihe The Artist. Zuletzt veröffentlichte sie gemeinsam mit Stefanie Leinhos Gnocchi Gnocchi – who’s there? (2020), Residenz Fahrenbühl (2021), The Artist: Ode an die Feder (2021) sowie Chez Schnabel (2022).
Haifisch zeichnete zudem Comicserien für das New Yorker Museum of Modern Art und die US-amerikanische Website VICE.com. Ihre Illustrationen erscheinen zum Beispiel in Texte zur Kunst, The New Yorker, The Guardian, Süddeutsche Zeitung Magazin, Le Monde, Die Zeit und GUD. Glossary of Undisciplined Design. 2020 wurde Anna Haifisch mit dem Max und Moritz Preis als «Beste deutschsprachige Comickünstlerin» ausgezeichnet. 2022 erhielt sie für Chez Schnabel die Silbermedaille als «best book design from all over the world» der Stiftung Buchkunst.
«Bis hierhin lief’s noch gut», Ausstellungsgrafik 2024
© Anna Haifisch & Anja Kaiser
Bayerischer Verdienstorden an Dr. Christiane Raabe
Am 11. Juli 2024 hat Ministerpräsident Dr. Markus Söder im Antiquarium der Münchner Residenz sechzig Persönlichkeiten mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet. Darunter auch Dr. Christiane Raabe, Direktorin und geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Stiftung Internationale Jugendbibliothek, der weltweit größten Spezialbibliothek für internationale Kinder- und Jugendliteratur, deren Engagement im Rahmen des Festaktes mit der Verleihung des Ordens gewürdigt wurde.
Foto © Bayerische Staatskanzlei
Der James Krüss Preis 2024 geht an den Autor Nils Mohl
Der James Krüss Preis für internationale Kinder- und Jugendliteratur wird alle zwei Jahre für ein Werk vergeben, das durch sprachliche Brillanz, Originalität, fantasievolles Erzählen, Formenvielfalt und Humanität überzeugt. Bei ausländischen Preisträger:innen wird auch die deutschsprachige Übersetzung des Werks gewürdigt. Stifterin des Preises ist die James Krüss Erbengemeinschaft, die ihn 2012 ins Leben rief und die Internationale Jugendbibliothek mit der Durchführung beauftragt hat. Der James Krüss Preis ist mit 8000 Euro dotiert.
Mit dem James Krüss Preis für internationale Kinder- und Jugendliteratur 2024 wurde Nils Mohl (Jg. 1971) ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am 4. Juli 2024 statt.
In vielen seiner Jugendromane erzählt er auf unnachahmliche Weise von den Schwierigkeiten und dem Chaos des Erwachsenwerdens. Vom 2011 erschienenen, preisgekrönten und verfilmten Roman Es war einmal Indianerland bis zum aktuellen Jugendbuch Henny und Ponger (2022) – Nils Mohl schreibt authentisch und mitreißend, oft in lakonischem Ton, mit Humor sowie mit feinem Gespür für die existenzielle Wucht der Adoleszenz. Er hat mittlerweile ein beachtliches kinder- und jugendlyrisches Werk geschaffen, in dem hinter der scheinbar humorvollen Leichtigkeit tiefgehende reflektierte Spracharbeit steht, und nutzt die Möglichkeiten der direkten Kommunikation mit seiner Leserschaft mit seinen Montagsgedichten auf Instagram. Zur Zeit ist er als Writer in Residence Gastprofessor an der UGA in Athens, Georgia/USA.
Das Gruppenbild zeigt den James Krüss-Preisträger Nils Mohl, zusammen mit der Laudatorin Dr. Heidi Lexe von der STUBE Wien, Karen Simon (Nichte von James Krüss) von der James Krüss-Erbengemeinschaft sowie Verleger:innen von Nils Mohls Verlagen. © Internationale Jugendbibliothek
Das «Karlsruher Skizzenbuch» von Caspar David Friedrich bleibt in Deutschland
Das Karlsruher Skizzenbuch von Caspar David Friedrich bleibt in Deutschland! In einem außergewöhnlichen Schulterschluss ist es der Klassik Stiftung Weimar, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gemeinsam gelungen, das bedeutende Objekt zu erwerben. Ermöglicht haben den Ankauf die Ernst von Siemens Kunststiftung, die Kulturstiftung der Länder und weitere Förderer.
Das zwischen April und Juni 1804 angefertigte Karlsruher Skizzenbuch wird noch bis 18. August 2024 im Rahmen der Ausstellung (Un)seen Stories im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin am Kulturforum gezeigt. Ab dem 24. August wird es in der Caspar-David-Friedrich-Ausstellung Wo alles begann in Dresden zu sehen sein und ab dem 22. November 2024 in der Ausstellung Caspar David Friedrich, Goethe und die Romantik in Weimar im Schiller-Museum Weimar. Auch in Zukunft werden die drei Museen das Buch im Wechsel präsentieren.
Von ehemals mehr als zwanzig Skizzenbüchern des Künstlers sind heute nur noch sechs erhalten. Nun konnte das letzte bekannte, bisher in Privatbesitz befindliche Skizzenbuch für die Öffentlichkeit gesichert werden. Es wurde am 30. November 2023 im Auktionshaus Grisebach mit einem Schätzpreis von 1 bis 1,5 Mio. Euro zur Versteigerung aufgerufen.
Bild:
Das Karlsruher Skizzenbuch von Caspar David Friedrich in Berlin
© SPK Liesa Johannssen_photothek.de
«(Un)seen Stories. Suchen, Sehen, Sichtbarmachen»
bis 25. August 2024
(Un)seen Stories. Suchen, Sehen, Sichtbarmachen
Sonderausstellung der Volontäre und Volontärinnen der Staatlichen Museen zu Berlin
im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin am Kulturforum
In den Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin befinden sich unzählige Objekte, die überraschende, verborgene Geschichten und Provenienzen haben. Im Zentrum der Ausstellung stehen diese Geschichten und die Methoden, die Museumsmacher:innen nutzen, um sie zu erforschen und zu erzählen. In der sammlungsübergreifenden Sonderausstellung stellen 26 Volontär:innen aus 20 Sammlungen und Instituten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz mehr als 70 außergewöhnliche und wenig gezeigte Objekte und Objektgeschichten vor.
Ob ein 30-kg-schwerer Reformationsteppich, eine Papyri-Fundkiste, ein gefälschter van Gogh oder eine demontierte Fassadenelemente des Palasts der Republik: Was auf den ersten Blick nichts gemeinsam hat, ermöglicht durch neue Perspektiven, Technologien, Provenienzforschung und kulturellen Wandel die Entdeckung emotionaler, überraschender und spannender Erzählungen. Die Ausstellung bietet dazu vier mögliche Ansätze an, sich dem Gezeigten anzunähern: sichtbare Spuren am Objekt, Materialuntersuchungen und Restaurierungen, historisch-kultureller Wertewandel und Provenienzforschung.
Zur Ausstellung ist ein digitaler Katalog bei arthistoricum.net erschienen:
(un)seen stories_arthistoricum.net
Bild:
Reformationsteppich, 1667 © Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen / Ute Franz-Scarciglia
mre 3 – Museum für abstrakte Kunst in Wiesbaden ist eröffnet
Museum Reinhard Ernst (mre)
neu eröffnet am 23. Juni 2024
Wilhelmstraße 1, 60185 Wiesbaden
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 12 bis 18 Uhr
Mittwoch 12 bis 21 Uhr
Großer Andrang herrschte am Eröffnungssonntag, bei freiem Eintritt strömten die Menschen aus allen Himmelsrichtungen herbei. Viel bekamen sie zu sehen. Unter dem Titel Farbe ist alles! werden rund 60 Arbeiten aus der fast 1000 Werke umfassenden Sammlung Reinhard Ernst präsentiert.
Die Schwerpunkte bilden abstrakte europäische Nachkriegskunst, abstrakte japanische Kunst sowie der amerikanische Abstrakte Expressionismus. Zahlreiche Künstler:innengruppen, wie beispielsweise junger westen, Zen 49 oder ZERO aus Deutschland, aber auch europäische wie El Paso und Gruppo degli Otto, sind in der Sammlung vertreten. Für die japanische Nachkriegskunst steht die 1954 in Osaka gegründete Gutai-Gruppe, zu der z.B. Shōzō Shimamoto, Kazuo Shiraga, Atsuko Tanaka und Jirō Yoshihara gehören. Den Abstrakten Expressionismus in den USA verkörpert die unter anderem von Hans Hartung (er war 1932 aus Deutschland emigriert) geprägte sogenannte New York School. Eine seiner Schülerinnen war Helen Frankenthaler, die Reinhard Ernst besonders schätzt.
Abstrakte Kunst sei schwer zu entschlüsseln? Aber nein, ganz im Gegenteil, davon ist der Gründer überzeugt. Die Einladung gilt: schauen, staunen – und der Phantasie freien Lauf lassen. Zum Beispiel bei der Suche nach dem weißen Wal in dem Frank Stella (1936–2024) gewidmeten Raum mit drei Reliefs aus der Werkreihe Moby Dick. Von 1986 bis 1997 arbeitete Stella an der Serie, die 266 großformatige Skulpturen und Metallreliefs, eine Wandmalerei, Collagen und Druckgraphiken umfasst. Die Werke sind nach den 135 Kapiteln des Romans benannt. Die Frage dahinter: «ob die Abstraktion geeigneter [sei], dem Roman einen bildnerischen Ausdruck zu liefern, als jede noch so geschickte Illustration». Zur Beantwortung begebe man sich ins mre, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt.
Freude an abstrakter Kunst schon bei den Jüngsten entwickeln: Vormittags ist der Museumsbesuch ausschließlich Schulklassen vorbehalten.
Foto: © Robert Lichtenberg
Festakt für Gutenberg-Preisträgerin Dr. Valentyna Bochkovska
In einer bewegenden Feierstunde wurde am Samstag, den 22. Juni 2024, Dr. Valentyna Bochkovska, Direktorin des Museums für Buch und Druck der Ukraine in Kyjiw, mit dem Gutenberg-Preis 2024 geehrt.
Seit 1968 wird der Gutenberg-Preis der Internationalen Gutenberg-Gesellschaft in Mainz e.V. und der Stadt Mainz für hervorragende künstlerische, technische und wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Druckkunst verliehen, seit 1994 im jährlichen Wechsel mit dem Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig, der ebenfalls herausragende buchkünstlerische Leistungen ehrt. Er ist dotiert mit 10 000 Euro.
Valentyna Bochkovska ist nach Lotte Hellinga-Querido (1989) und Elizabeth L. Eisenstein (2012) erst die dritte Frau, die den Gutenberg-Preis erhält, wie Nino Haase, Mainzer Oberbürgermeister und qua Amt Präsident der Internationalen Gutenberg-Gesellschaft in Mainz e.V., ein wenig verschämt einräumte. Dr. Valentyna Bochkovska habe unter den schwierigsten Bedingungen des Krieges ihr Leben für nationale Kulturgüter und Identitätsbewahrung riskiert. Auch Marianne Grosse, Dezernentin für Bauen, Denkmalpflege und Kultur, würdigte den außergewöhnlichen Einsatz der Preisträgerin.
Die Laudatorin Gundula Gause skizzierte treffsicher die Situation der Ukraine als ein «von Russland gekidnapptes Land». Die Bombardierung auch von Museen, Bibliotheken, Druckereien wie der Factor-Großdruckerei in Charkiw am 24. Mai, seien »gezielte Attacken auf die Kultur der Ukraine». Diese Zerstörung der «Gedächtniseinrichtungen» der Ukraine habe System. Dr. Valentyna Bochkovska sei mit ihrem Mut und ihrem Einsatz ein Vorbild.
Die Preisträgerin hatte als Dank auch ein paar Buchgeschenke dabei, für den OB Nino Haase und für Dr.&nbsi;Ulf Sölter, den Direktor des Gutenberg-Museums. Auf Ukrainisch, aber mit vielen Bildern …
Zur stimmungsvollen Atmosphäre trug die Pianistin Antuanetta Mishchenko mit drei Stücken voller Melancholie Großartiges bei.
Die Preisträgerin, umrahmt von Marianne Grosse und Nino Haase. Foto: Markus Kohz, Gutenberg-Gesellschaft
Gottfried Pott: Auszeichnung und Schenkung
Gottfried Pott ist ein Meister der Schriftkunst – Spontaneität und Kontrolle zeichnen seine kalligrafischen Blätter aus. Anlässlich seines 85. Geburtstags am 21. Juni 2024 übergab er der Hochschul- und Landesbibliothek RheinMain zwanzig kalligrafische Arbeiten als Schenkung. Inititiert von Felicitas Reusch, Vorsitzende der Kunstarche Wiesbaden e.V., fand der Festakt an seinem Geburtstag im Lesesaal der Bibliothek statt.
Prof. Dr. Andreas Brensing, Vizepräsident für Forschung, Transfer und Nachhaltigkeit der HSRM, bedankte sich im Namen der Hochschule für die Schenkung, ebenso wie Dr. Martin Mayer, Leiter der Historischen Sammlungen der Bibliothek.
Dieser wies besonders auf den inhaltlichen und formalen Reichtum der Kalligrafien hin. Zitate und Gedanken aus allen Kulturkreisen entfalten in Potts Visualisierungen einen eigenen Zauber, meditativ oder auch impulsiv. Zudem hatte Dr. Mayer eine kleine Ausstellung historischer Bücher zu Schreibkunst und Typografie aus dem Bestand der Bibliothek zusammengestellt und dabei auch ein kleines Faltblatt der Werkkunstschule Wiesbaden aus den 1960er Jahren entdeckt, das, wie sich herausstellte, für Gottfried Pott tatsächlich die Initialzündung war, in Wiesbaden zu studieren.
Der Feierstunde am Geburtstag war eine besondere Ehrung vorausgegangen: Für sein Wirken – als Schriftkünstler wie als Lehrer – hatte Prof. Pott in Anwesenheit der Landtagspräsidentin Astrid Wallmann von Christoph Degen, dem Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, im Namen des hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein den Hessischen Verdienstorden am Bande überreicht bekommen.
Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung und zum Geburtstag!
Von links: Dr. Martin Mayer, Prof. Dr. Andreas Brensing und Prof. Gottfried Pott. Foto: Silvia Werfel
mre 2 – Bundesverdienstkreuz 1. Klasse für Stifterehepaar Reinhard und Sonja Ernst
Während der Eröffnungsgala in Wiesbaden am 15. Juni 2024 überreichte der Ministerpräsident des Landes Hessen, Boris Rhein, das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse an Reinhard und Sonja Ernst für ihre Verdienste um das Gemeinwohl.
Die Reinhard Sonja Ernst-Stiftung fördert Werte im Sinne des Stifterehepaares. Diese spiegeln sich in Kunst und Kultur sowie an Orten des des Zusammenlebens und des Lernens wider. Die Stiftung verwirklicht diese Überzeugung dank ihres Vermögens in ausschließlich eigenen Projekten.
Von links: Boris Rhein, Sonja und Reinhard Ernst
Foto: Sascha Kopp
mre 1 – Museum für abstrakte Kunst in Wiesbaden wird eröffnet
«Die Kunst gehört allen»
So lautet das Credo des Unternehmers und Museumsgründers Reinhard Ernst. Seine Vision von einem Museum für abstrakte Kunst ist nun wahr geworden. Nach Baubeginn Ende 2019 wird das Museum Reinhard Ernst, kurz mre, am Sonntag, den 23. Juni 2024, eröffnet.
Alles ist bis ins kleinste Detail durchdacht in diesem Haus, das nicht die Architektur, sondern die Kunst feiert. Der japanische Architekt und Pritzker-Preisträger Fumihiko Maki (1928–2024) hat weltweit einzigartige Museumsgebäude erschaffen, das Wiesbadener Museum ist sein zehntes und letztes; er starb am 6. Juni 2024, hat bis zum Schluss das Projekt leidenschaftlich begleitet.
Die erste Sammlungspräsentation heißt Farbe ist alles!, sie zeigt abstrakte Malerei aus Europa, den USA und Japan aus den letzten 75 Jahren. Gründungsdirektor ist Dr. Oliver Kornhoff: Man wolle den Besucherinnen und Besuchern «verständlich machen, was das ‹Abenteuer abstrakte Kunst› eigentlich bedeutet». – Eine Sonderausstellung widmet sich außerdem der Entstehungsgeschichte und den Besonderheiten des mre und stellt die neun anderen Museen vor, die Fumihiko Maki gebaut hat.
Bauherrin und Trägerin ist die gemeinnützige Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung. Das Grundstück Wilhelmstraße 1 wurde der Stiftung mit einem auf 99 Jahre angelegten Erbpachtvertrag zur Verfügung gestellt. Während dieser Zeit ist die Stiftung alleinige Trägerin und sichert den laufenden Ausstellungsbetrieb. Die Stadt Wiesbaden darf sich glücklich schätzen. Und alle, die sich auf das «Abenteuer abstrakte Kunst» einlassen.
Bild: Innenhof mit Skulptur Buscando la Luz III von Eduardo Chillida
© Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung, Museum Reinhard Ernst, Foto: Helbig Marburger
Briefe und Zeichnungen von Kurt Halbritter für die Sammlung des CMF
Die Engländerin Julie Fulton übergab dem Caricatura Museum Frankfurt Kunstwerke und Korrespondenz des Frankfurter Karikaturisten Kurt Halbritter aus dem Nachlass ihrer Mutter als Dauerleihgabe.
Kurt Halbritter, der 1962 zu den Gründern der Satirezeitschrift Pardon gehörte, war von 1944 bis 1947 in englischer Kriegsgefangenschaft. Dort lernte er die benachbarte Quäker-Gemeinde kennen, die Julie Fultons Großeltern verwalteten. Ihre Mutter kümmerte sich um die Kriegsgefangenen und lernte Deutsch, um sich mit ihnen zu verständigen.
Vor seiner Rückkehr nach Deutschland schenkte Halbritter Julies Mutter und Großeltern ein Heft mit einer Bildergeschichte über ihr Kennenlernen. Seine späteren Briefe aus Deutschland zierte er mit Zeichnungen, wie man sie von seinen Karikaturen kennt. Diese privaten Schätze hat Julie Fulton nun dem Caricatura Museum als Dauerleihgabe gegeben. «Es ist besser, wenn die Objekte dort sind, wo sie gesehen werden können, als wenn sie bei uns unbeachtet herumliegen», so Fulton.
Die Begegnung Kurt Halbritters mit Angehörigen der Quäker ist ein wichtiges Element seiner Biografie, denn seine Erfahrungen im Krieg und der anschließende Kontakt mit der pazifistisch geprägten Quäker-Gemeinde beeinflussten seine spätere Haltung.
Foto: Julie Fulton übergibt Tom Kronenberg, Kurator am Caricatura Museum Frankfurt, Zeichnungen von Kurt Halbritter, © cmf
Dr. Valentyna Bochkovska erhält den Gutenberg-Preis 2024
Den Gutenberg-Preis der Internationalen Gutenberg-Gesellschaft in Mainz e.V. und der Landeshauptstadt Mainz erhält 2024 Dr. Valentyna Bochkovska, die Direktorin des Museums für Buch und Druck der Ukraine in Kyjiw für ihren «selbstlosen und mutigen Einsatz unter schwierigsten Bedingungen zum Erhalt nationaler Kulturgüter» unter den schwierigsten Bedingungen des Krieges».
Der Festakt wird am kommenden Samstag, den 22. Juni 2024, ab 12:30 Uhr im Forstersaal des Kurfürstlichen Schlosses (Eingang Diether-v.-Isenburg-Str.) stattfinden. Anmeldung erbeten unter: info@gutenberg-gesellschaft.de sowie telefonisch unter 06131 / 22 64 20
Ein anlässlich der Preisverleihung produzierter Kurzfilm wird die Preisträgerin, die anwesend sein wird, und ihre Wirkungsstätte vorstellen. Der Kiewer Kulturdezernent Serhii Anzhyiak wird zudem eine persönliche Grußbotschaft von Bürgermeister Vitali Klitschko verlesen. Die Laudatio hält die Fernsehmoderatorin und Journalistin Gundula Gause.
Mehr Informationen finden Sie hier:
Gutenberg-Preisträgerin_2024
«Die schönsten deutschen Bücher 2024»
«Vorbildlich in Gestaltung, Konzeption und Verarbeitung»:
knapp 600 Bücher wurden diesmal zum Wettbewerb der Stiftung Buchkunst eingereicht. In einem aufwendigen zweistufigen Jurierungsverfahren kürten zwei Expertenjuries die 25 Schönsten deutschen Bücher des Jahres 2024.
In diesen fünf Kategorien werden jeweils exakt fünf Preisträger bestimmt:
Allgemeine Literatur
Wissenschaftliche und Fachbücher, Schul- und Lehrbücher
Ratgeber, Sachbücher
Kunst- und Fotobücher, Ausstellungskataloge
Kinder- und Jugendbücher
Die prämierten Titel sind zugleich für den mit 10 000 Euro dotierten Preis der Stiftung Buchkunst nominiert. Das Geheimnis um dieses «allerschönste» deutsche Buch wird bei der Preisverleihung am 6. September 2023 in Frankfurt am Main gelüftet.
Faltblatt mit den gekürten Büchern zum Download:
SchoensteDeutscheBuecher_2024
Bildnachweis:
© Stiftung Buchkunst. Foto: Uwe Dettmar
«Förderpreise für junge Buchgestaltung 2024» vergeben
Stiftung Buchkunst 2024
Für «besonders innovative, zukunftsweisende Konzepte zur gestalterischen Weiterentwicklung des Mediums Buch» vergibt die Stiftung Buchkunst alljährlich drei mit 2000 Euro dotierte Förderpreise. Im Jahr 2024 gab es über 160 Einsendungen, die Förderpreise gehen an diese Titel:
Anja Dietmann
Umsatzübersich
Edition Taube, München
instagram.com/anja_dietmann
Elfi Handina Murandu (Hg.)
A Book about Hair
Lucia Verlag, Weimar
luciaverlag.de
instagram.com/uschielfi
Johanna Behrens (Hg.)
Wölfinnen. Buch für Zwei
muthesius-kunsthochschule
Birte Kreft, die Geschäftsführerin der Stiftung Buchkunst, stellt die diesjährigen Förderpreisträger:innen in kurzen Instagram-Live-Sessions auf dem Kanal @stiftungbuchkunst näher vor. Ausführlich gewürdigt werden die drei ausgewählten Arbeiten ab dem 11. Juli bis zum 17. August 2024 mit einer Ausstellung im einBuch.haus in Berlin. Die Vernissage findet am 11. Juli (18 bis 21 Uhr) statt.
Faltblatt zum Download:
foerderpreis_2024
Bildnachweis:
© Stiftung Buchkunst. Foto: Uwe Dettmar
100 Jahre Geheimes Staatsarchiv preußischer Kulturbesitz am Standort Dahlem
Das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (GStA PK) feiert 2024 den 100. Jahrestag der Eröffnung des Archivgebäudes in Berlin-Dahlem – des ersten Archivzweckbaus dieses altehrwürdigen Archivs, dessen Anfänge bis ins Mittelalter zurückgehen.
Anlässlich der Festveranstaltung am heutigen 10. Juni 2024 erklärte Kulturstaatsministerin Claudia Rot: «Gerade heute, in Zeiten von Fake News und gezielter Desinformation brauchen wir Institutionen wie das Geheime Staatsarchiv umso dringender: als Orte der Bildung, die verlässliche Quellen und überprüfbare Informationen bieten.»
Ulrike Höroldt, die Direktorin des Geheimen Staatsarchivs PK: «Ein eigener Archivzweckbau – das war vor hundert Jahren ein wesentlicher Schritt für die sachgerechte Verwahrung der Akten, aber auch für alle internen Arbeitsabläufe und natürlich die Nutzerinnen und Nutzer, denen endlich ein ausreichend großer Forschungssaal zur Verfügung stand. Und was vor hundert Jahren ein neues Gebäude war, ist heute das neue [heute freigeschaltete] Archivportal.»
Als ehemaliges Zentralarchiv Preußens bewahrt das GStA PK «die schriftliche Überlieferung der brandenburg-preußischen Kurfürsten und Könige sowie der deutschen Kaiser, von ihren Räten, Ministerien und Behörden, darüber hinaus aber auch von vielen weiteren preußischen Stellen und Personen – vom 12. bis ins 20. Jahrhundert».
Bild:
Dienstgebäude des Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz © GStA PK / Christine Ziegler
Jubiläumstreffen der Bibliophilen in Weimar
Lauter Höhepunkte: Das rundum gelungene, schöne Jahrestreffen 2024 in Weimar ist am Montag, den 3. Juni, mit der Exkursion zum Wielandgut Oßmannstedt und nach Dornburg an der Saale zu Ende gegangen. 35 Teilnehmer waren dabei, das Gruppenbild zeigt einen Teil von ihnen vor dem Liebhabertheater Schloss Kochberg; hier war Goethes Lustspiel Die Mitschuldigen zu sehen – ein Genuss!
Die Herbstausgabe der Wandelhalle enthält wie üblich den Tagungsbericht.
Bild:
Silke Gablenz-Kolakovic, Künstlerische Leiterin des Theaters
Ljubljana-Manifest: Bücherlesen als wichtige Kulturtechnik erhalten
«Intensives Lesen ist unser wichtigstes Instrument bei der Entwicklung analytischen und kritischen Denkens. Es trainiert metakognitive Fähigkeiten und kognitive Ausdauer, erweitert unsere konzeptuellen Kapazitäten, fördert Empathie und Perspektivdenken – soziale Fähigkeiten, die für informierte Bürger:innen in einer demokratischen Gesellschaft unverzichtbar sind. Die Unterzeichner:innen dieses Manifests rufen dazu auf, die dauerhafte Bedeutung intensiven Lesens und der damit verbundenen fortgeschrittenen Lesekompetenzen im digitalen Zeitalter anzuerkennen und deren Vermittlung zu fördern.» (Auszug aus dem Ljubljana-Manifest)
Die Autorinnen und Autoren des Manifestes sind:
André Schüller-Zwierlein Regensburg University
Anne Mangen University of Stavanger, Norway
Miha Kovač University of Ljubljana
Adriaan van der Weel University of Leiden
«Wir rufen daher die in Vermittlung, Förderung, Messung und Erforschung von Lesekompetenzen und -praktiken eingebundenen Akteur:innen dazu auf, die lebens- und gesellschaftsformende Bedeutung des intensiven Lesens und der damit verbundenen fortgeschrittenen Lesekompetenzen anzuerkennen und verstärkt in den Fokus zu nehmen.»
Hier gibt es mehr Informationen und hier kann man auch unterzeichnen:
readingmanifesto
«Schillernde Kalligraphien» in Rudolstadt
28. Mai bis 9. Juli 2024
Schillernde Kalligraphien
Altes Rathaus, Stiftsgasse 2, 07407 Rudolstadt
Eintritt frei, Öffnungszeiten:
dienstags 9 bis 16 Uhr
donnerstags 9 bis 18 Uhr
freitags 9 bis 12 Uhr
sowie nach Vereinbarung: 03672 486-160
Schriftkünstlerinnen und -künstler aus ganz Deutschland haben aus Anlass des 15. Schillerhaus-Geburtstages Schillerzitate auf ihre jeweils ganz besondere Art und Weise kalligraphisch umgesetzt.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Buchkultur und Geschichte e. V., der Schreibwerkstatt Klingspor Offenbach (die den Aufruf zu dieser Aktion startete) sowie dem Förderkreis Internationaler Kalligraphie e. V.
Es gibt eine limitierte Postkartenedition von 10 Werken aus der Ausstellung, die über das Schillerhaus zu beziehen ist:
Schillerhaus_Rudolstadt
Gutenberg-Museum, Mainz: Die Bibliothek zieht um
Aufgrund des Neubaus des Gutenberg-Museums zieht auch die Gutenberg-Bibliothek um. Sie bleibt vom 3. Juni 2024 bis Anfang September 2024 geschlossen.
Voraussichtlich ab dem 3. September 2024 ist die Gutenberg-Bibliothek in der Steinhalle des ehemaligen Ensembles des Römisch-Germanischen Zentralmuseums wieder geöffnet.
Bild: © Gutenberg-Museum, Mainz
Das Frankfurter Museum für Kommunikation präsentiert den Comiczeichner und Maler Volker Reiche
bis 27. Oktober 2024
Volker Reiche. Comiczeichner & Maler
Museum für Kommunikation
Schaumainkai 53, 60596 Frankfurt am Main
Volker Reiche, geboren am 31. Mai 1944 in Brandenburg, begann 1969 nach seinem Jura-Examen intensiv die Comic-Sonntagsbeilagen von US-amerikanischen Zeitungen im Original zu lesen. Sein 1976 veröffentliches Comicbuch Liebe ist in Zeichenstil und Erzählweise von US-Underground-Comics inspiriert.
Von 1979 bis 1985 schrieb Volker Reiche als erster deutscher Zeichner zehnseitige Donald-Duck-Geschichten für Disney. Reiche wurde vom erfahrenen Daan Jippes im Zeichnen der Disney-Figuren ausgebildet.
1985 bis 2006 führte er die seit 1951 in der Hörzu als Comic erscheinenden Abenteuer des Igels Mecki und seiner Freunde Charly Pinguin und Schrat fort, 2022 erfand er für die Frankfurter Allgemeine Zeitung den Büroangestellten Strizz und schuf um ihn herum ein ganzes Comicuniversum.
Die Schau präsentiert Arbeiten aus allen Schaffensphasen, darunter auch Aquarelle sowie Landschafts- und Porträtmalerei in Öl- und Acryltechnik. In der Videolounge läuft das Film-Portrait von Till Georg Schadeck: Volker Reiche. Ein Spiegel der Gesellschaft (22 Min.).
Audiowalk am 31. Mai 2024: Zu seinem 80. Geburtstag wird ein Audiowalk durch die Ausstellung mit Volker Reiche veröffentlicht, der sowohl online aber auch durch QR-Codes im Raum direkt vor Ort angehört werden kann.
Bild:
Mecki, Strizz und Donald – Figuren aus dem Comicwerk von Volker Reiche, MSPT / Museum für Kommunikation Frankfurt
Gutenberg-Museum Mainz erwirbt seltenes Blockbuch
Mit dem Ankauf des Blockbuchs, einer Biblia Pauperum, ist es dem Gutenberg-Museum gelungen, seine Sammlung um ein weiteres Glanzstück zu erweitern.
Das 40-seitige Buch hat einen Wert von rund 1,85 Mio. Euro und konnte dank großzügiger finanzieller Unterstützung erworben werden. Die Landeshauptstadt Mainz beteiligte sich mit 780 000 Euro, die Kulturstiftung der Länder mit 750 000 Euro, die Stiftung zur Förderung des neuen Gutenberg-Museums mit 120 000 Euro, die Stiftung Moses mit 100 000 Euro sowie das Land Rheinland-Pfalz ebenfalls mit 100 000 Euro.
«Die Neuerwerbung füllt eine Lücke in unserer Sammlung. Mit der Biblia Pauperum, die wörtlich übersetzt Armenbibel heißt, haben wir nun eines der populärsten Schriften dieser Buchgattung. Inhaltlich zu komplex und in der Produktion sehr aufwendig, war dieses Buch jedoch keinesfalls für ärmere Gesellschaftsschichten gedacht. Viel mehr richtete sich die Biblia an gebildete Leser, um die Typologie – Zusammenhänge zwischen dem Alten und Neuen Testament – auf der bildlichen Ebene zu vermitteln», so Dr. Ulf Sölter, Museumsdirektor des Gutenberg-Museums.
Nun besitzt das Gutenberg-Museum drei Blockbücher und ist in der glücklichen Lage, die inhaltlichen Schwerpunkte und unterschiedlichen Entstehungsprozesse durch diesen reichen Bestand abzubilden.
Bild:
Doppelseite der Biblia Pauperum © Gutenberg-Museum, Mainz
Köln feiert Ferdinand Franz Wallraf (1748–1824)
Am 18. März 1824 überließ Ferdinand Franz Wallraf seinen Nachlass an Kunstwerken, kunsthandwerklichen Objekten und historischen Büchern der Stadt Köln und ihren Bürger:innen. 2024 veranstalten die begünstigten Institutionen der Stadt Köln, die Universität zu Köln und die Universitäts- und Stadtbibliothek Köln mit Ausstellungen, Vorträgen und Konzerten ein Festjahr zu seinen Ehren.
Das Motto lautet: «Ein Buch ist ein Ort.» Ein Ort, in dem Ereignisse und Taten, Worte und Geschichten dingfest gemacht sind. Ferdinand Franz Wallraf sammelte und rettete Bücher, um das in ihnen gespeicherte Wissen weiterzugeben.
Informationen zu den beteiligten Institutionen und ihren Veranstaltungen:
Wallraf_200_Köln
Informationen bietet auch die Sonderbeilage der Zeitung der Universität Köln, hier zum Download:
20240318 Wallraf_200 Sonderbeilage
Die Bibliothek von Prof. Juergen Seuss wird versteigert
An den am 21. Dezember 1935 in Leipzig geborenen und am 21. April 2023 in Niddatal-Assenheim verstorbenen Buchgestalter und Verlagshersteller Juergen Seuss haben wir in der Wandelhalle 2023-2 mit einem Beitrag erinnert. Nun kommt seine Bibliothek bei Kiefer in Pforzheim zur Versteigerung. Schätzpreis 15 000 €.
Mehr Informationen:
Kiefer_133_Seuss-Bibliothek
GdB: Das Programm des Jahrestreffens 2024 in Weimar
Das Programm des Jubiläumstreffens der Gesellschaft der Bibliophilen steht. Anbei das Tagungsheft zum Download:
2024_GdB_Tagungsheft_Weimar final
Die «Schönsten Bücher aus aller Welt» 2024 wurden prämiert
Die Goldene Letter, höchste Auszeichnung im Internationalen Gestaltungswettbewerb Best Book Design from all over the World / Schönste Bücher aus aller Welt 2024 ging an die Publikation Walking as Research Practise aus den Niederlanden, gestaltet von der Zürcherin Jana Sofie Liebe, erschienen bei Soapbox.
Dreizehn weitere Auszeichnungen – eine Goldmedaille, zwei Silbermedaillen, fünf Bronzemedaillen und fünf Ehrendiplome – gingen an Bücher aus Dänemark, Deutschland, China, Finnland, Frankreich, Norwegen, Tschechien und aus der Schweiz. Die Preisverleihung fand am Stand der Stiftung Buchkunst auf der Leipziger Buchmesse statt.
Die Auszeichnungen sind undotiert und sollen den internationalen Dialog in der Buchgestaltungszene anregen. Alle eingereichten Bücher sind zuvor bereits in den nationalen Wettbewerben ihrer Herkunftsländer prämiert worden. Knapp 600 Bücher aus 34 Nationen waren diesmal zu bewerten. Zur fünfköpfigen Jury gehörten Jianping He, Päivi Helander, Isidora Nikolić, Alexandra Stender und Scott Vander Zee.
Übersicht der prämierten Bücher hier zum Download:
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© Stiftung Buchkunst / Visuals: Formal Settings
DBSM Leipzig: Querido Verlag
Kabinettausstellung: Hölle und Paradies
Amsterdam, Querido und die deutsche Exilliteratur
20. März 2024 bis 12. Januar 2025
Eröffnungsmatinee am 23. März 2024, 11 bis 12:30 Uhr
Deutsches Buch- und Schriftmuseum der DNB
Deutscher Platz 1, 04103 Leipzig
Als Emanuel Querido 1915 in Amsterdam einen Verlag für deutschsprachige Literatur gründet, ahnt er nicht, dass sein Haus knapp zwanzig Jahre später zur Heimat jüdischer Autoren und Autorinnen wird, die vor den Nationalsozialisten aus Deutschland fliehen mussten. Amsterdam war dabei nicht nur ein temporärer Wohnort, sondern versprach bald auch eine ganz andere Art von Heimat: Zwischen 1933 und 1950 veröffentlichte der Querido Verlag über hundert Bücher von geflohenen Schriftstellern und Schriftstellerinnen, darunter Joseph Roth, Irmgard Keun und Lion Feuchtwanger.
Die Ausstellung erzählt die Geschichte des deutschen Querido Verlags und der Menschen, die ihn geprägt haben. Kuratiert wird sie von der Autorin und Journalistin Bettina Baltschev. Eröffnet wird sie im Rahmen der Leipziger Buchmesse 2024 mit dem diesjährigen Gastlandauftritt der Niederlande und Flandern.
Begleitend zur Ausstellung legt der Berenberg Verlag die Publikation Hölle und Paradies: Amsterdam, Querido und die deutsche Exilliteratur von Bettina Baltschev neu auf.
Grafik: Tecton
DBSM Leipzig: Comic und Autobiografie
Schön mich kennenzulernen.
Comic und Autobiografie. Niederlande/Flandern
Eröffnung am 19. März 2024, 19 bis 21 Uhr
bis 5. Januar 2025
Deutsches Buch- und Schriftmuseum der DNB
Deutscher Platz 1, 04103 Leipzig
Schön mich kennenzulernen ist eine Ausstellung über autobiografische Comics aus den Niederlanden und Flandern und der Beitrag der Deutschen Nationalbibliothek zum Gastlandkonzept der Leipziger Buchmesse 2024. Porträtiert werden die sieben Zeichner:innen Micky Dirkzwager, Ephameron, Maaike Hartjes, Bob Op ’t Land, Barbara Stok, Karolina Szejda und Judith Vanistendael. Mit ihren Arbeiten knüpfen sie an die starke, über hundertjährige Tradition des Comiczeichnens in den Niederlanden und Flandern an, finden aber ganz eigene Wege und testen zugleich die Grenzen des Mediums aus. Ihre Alter Egos konterkarieren überlieferte Comic-Traditionen nicht nur allein dadurch, dass die Akteure älter werden.
Kurator der Ausstellung ist der niederländische Autor, Fotograf und Dozent Gert Jan Pos (Rotterdam).
Bild:
Bob Op ’t Land, I’m really trying to understand the world aus Plumbum, 2022 © Künstler
AugenRausch – Podcast des DBSM der DNB gestartet
Zeichenkunst zum Hören: Mit AugenRausch startet Mitte März 2024 der Podcast des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek. Thema des Podcasts ist das Bild als Wissensressource: Ob Comic, Manga oder Bildgeschichten, ob Illustrationen, Infografiken oder Icons – die Welt ist voller bildbasiertem Wissen.
Die erste Folge erscheint am 16. März 2024 und stellt mit Armin Abmeier und Rotraut Susanne Berner zwei der bekanntesten Vertreter:innen der Comic- und Illustrationsszene vor. Die zweite Folge erscheint pünktlich zum runden Geburtstag des Leipziger Zeichners Egbert Herfurth am 5. April 2024. In weiteren Folgen sind u.a. Anna Haifisch, Manfred von Papen, Hans Ticha und Anke Feuchtenberger zu Gast.
Verfügbar ist „AugenRausch“ über Spotify und Apple Podcasts.Neuer Podcast des Deutschen Buch- und Schriftmuseums
Zeichnung: © Henning Wagenbreth
Caricatura-Gründer Achim Frenz gestorben
Plötzlich und unerwartet ist in der Nacht zum 11. März 2024 Achim Frenz gestorben.
Achim Frenz (geboren am 27. November 1957 in Bremerhaven) war Gründer und Leiter des Caricatura Museums für Komische Kunst Frankfurt und der Caricatura Galerie Kassel. Die Komische Kunst begleitete ihn sein Leben lang. Das Studium an der Kunst- und Gesamthochschule Kassel schloss er mit der Diplomarbeit Die Grenzen der Satire ab. Mit Kommilitonen entwarf und verbreitete er im Künstlerkollektiv Visuelle Opposition politische Plakate mit komisch-satirischem Ansatz. Prägend waren die von den Studierenden initiierten Lehrstunden bei F.K. Waechter und F.W. Bernstein, die als Mitbegründer der Neuen Frankfurter Schule die Nachkriegssatire und Humorlandschaft maßgeblich beeinflusst hatten.
Mitte der 1980er Jahre war er federführend als Initiator wie Kurator an Ausstellungen in Kassel beteiligt, die die zeitgenössische Komische Kunst in Deutschland dokumentierten. Erstmals wurde die Komische Kunst als eigenständige und ernstzunehmende Gattung wahrgenommen.
Das Caricatura Museum Frankfurt – Museum für Komische Kunst im Leinwandhaus am Weckmarkt leitete Achim Frenz seit der Gründung im Jahr 2008. Die Idee des Museums ist auf ihn zurückzuführen: Bereits zur Jahrtausendwende wurde er vom damaligen Kulturdezernenten Hans-Bernhard Nordhoff mit der Entwicklung eines Museumskonzeptes betraut. Frenz hatte sich zuvor dafür ausgesprochen, eine Sammlung der Neuen Frankfurter Schule aufzubauen und diese der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich zu machen. Unter dem Motto «Zeigen, was möglich ist» warb er acht Jahre lang um ein eigenständiges und unabhängiges Museum. Zunächst wurde es als Außenstelle des Historischen Museums betrieben, 2019 direkt dem Kulturamt unterstellt.
Achim Frenz verantwortete den Aufbau und die Erweiterung der Sammlung des Hauses, die zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand mehr als 8000 Originale der Zeichner der Neuen Frankfurter Schule sowie rund 6500 Zeichnungen weiterer Karikaturisten umfasste. Unter seiner Leitung wurden die regelmäßigen Neuhängungen der Dauerausstellung zur Neuen Frankfurter Schule und 42 Sonderausstellungen kuratiert. Krönender Abschluss seiner Karriere war die aktuelle Ausstellung Ach was. Loriot zum Hundertsten zu Ehren des wohl bedeutendsten deutschen Humoristen (die bis 12. Mai verlängert wurde).
2020 wurden das Caricatura Museum Frankfurt und die Caricatura Galerie Kassel mit dem Hessischen Kulturpreis gewürdigt. Erstmals erhielten ein Museum und eine Galerie diese Auszeichnung.
Martin Sonntag, Leiter des Caricatura Museum Frankfurt – Museum für Komische Kunst: «Der Tod von Achim Frenz hat uns alle unvorbereitet getroffen und tief erschüttert. Er war nicht nur Vordenker und Wegbereiter für die Komische Kunst, sondern auch Mentor und Freund. So Vieles hat er erreicht, so Vieles hatte er noch vor. Die Komische Kunst steht für einen Moment still – um in seinem Sinne weiterzumachen.»
Foto © Britta Frenz
Vor 100 Jahren erschienen: Josef Váchals «Blutiger Roman»
bis 28. Juni 2024
Kabinettpräsentation: Der Blutige Roman von Josef Váchal
Bayerische Staatsbibliothek, Flur zum Ostlesesaal (3.OG)
Ludwigstraße 16, 80539 München
Alles aus einer Hand: Text, Satz, Illustrationen, Druck, Bindung. Der tschechische Grafiker, Maler, Schriftsteller und Buchdrucker Josef Váchal (1884–1969) veröffentlichte 1924 mit seinem Blutigen Roman (Auflage: 17 Exemplare) einen «Versuch um den Typus des idealen Schundromans». Provokant, persiflierend und parodierend erweist er damit dem sogenannten Blutigen Roman eine Reverenz – einer im Tschechischen gängigen Bezeichnung für eine auf Gewalt, Gefühl und Spannung aufgebaute Spielart der Trivial- bzw. Schundliteratur.
Die Bayerische Staatsbibliothek besitzt zwei großformatige Künstlerbücher von Váchal und widmet nun seinem circa 300 Seiten umfassenden Blutigen Roman eine kleine Kabinettpräsentation, bestehend aus zehn Schautafeln im Flur auf dem Weg zum Ostlesesaal.
Die deutsche Übersetzung von Ondřej Cikán ist 2019 im Kētos Verlag, Wien und Prag, erschienen.
Abbildung:
Plakat zur Kabinettpräsentation, © STUDIO 6.15, Zlín 2024
Zum 111. Todestag von Christian Morgenstern
Ankündigung für März 2025
Der Verein für die Schwarze Kunst plant ein bibliophiles Projekt. Zum 111. Todestag von Christian Morgenstern (1871–1914) nächstes Jahr erscheint in einer Auflage von 111 Exemplaren ein ganz besonderes Buch: mit inszenierenden Handsatz-Typografie, Illustrationen in verschiedenen Techniken und zwanzig verschiedenen Einbänden der Meister der Einbandkunst (MDE). Exklusivpartner für den Vertrieb ist die Büchergilde Gutenberg.
Das Papier wurde bereits bei Johannes Follmer in Homburg am Main geschöpft (Foto). Der Satz erfolgt nun in unterschiedlichen Walzwerkstätten des Vereins, der Druck ebenfalls in verschiedenen Werkstätten: im Museum für Druckkunst in Leipzig, in der Grafikwerkstatt in Dresden, bei Anklamo in Pirna, 62.zweidrittel bei Conny Hügelschäffer in Volkach, in der Manufaktur Willi Beck in Dachau sowie Slowtype bei Wolfgang Vogel in Ludwigshafen.
Bis zum 29. März 2025 soll das Buch fertig sein; dann ist auch eine Ausstellung im Christian-Morgenstern-Literaturmuseum in Werder an der Havel geplant.
Bild:
von links Antonia Selzer, Theresa Wedemeyer, Michi Gläßer und Anne Schröter. Foto: Johannes Follmer
Frankfurter Städel: Honoré Daumier – Jubiläumsschenkung
bis 12. Mai 2024
Jubiläumsschenkung:
herausragende Privatsammlung mit Werken von Honoré Daumier
Städel Museum
Dürerstraße 2, 60596 Frankfurt am Main
Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des Städelschen Museums-Vereins präsentiert das Städel Museum Werke des französischen Künstlers Honoré Daumier (1808–1879). Sie sind Teil der herausragenden privaten Sammlung des Frankfurter Mäzens Hans-Jürgen Hellwig, die zu den bedeutendsten Daumier-Sammlungen außerhalb Frankreichs gehört: Der Bestand umfasst insgesamt 4200 Lithografien und Holzstiche, 19 Zeichnungen, zwei Gemälde und 36 Bronzeplastiken – viele von ihnen wurden noch nie ausgestellt.
Honoré Daumier gehört zu den größten Zeichnern Frankreichs. Als genauer Beobachter und streitbarer Zeitgenosse machte er sich im politischen Paris des 19. Jahrhunderts vor allem mit seinen Karikaturen einen Namen, die er für die Zeitungen La Caricature und Le Charivari schuf. Gefürchtet und geliebt wurde Daumier zum Gewissen einer von sozialen und politischen Umbrüchen und einem tiefgreifenden Wandel gekennzeichneten Epoche.
Katalog:
Honoré Daumier. Die Sammlung Hellwig. Hrsg. v. Astrid Reuter. Mit einem Vorwort von Philipp Demandt. Städel Museum Frankfurt am Main, Hirmer Verlag München 2024. 240 S., 170 farb. Abb., Klappenbroschur 23×28 cm. 34,90 € (Museumsausgabe)
Abbildung:
Honoré Daumier, Équilibre européen (Europäisches Gleichgewicht), Kreidelithografie 1867, sehr wenig geschabt (Zeitungsdruck) 287×220 mm. © Privatsammlung
Kunstarche Wiesbaden: Kalligraphie im Dialog – Ukrainische und Wiesbadener Positionen
bis 3. Mai 2024
Ukrainische Kalligraphie im Dialog mit Positionen aus dem Eigentum der Kunstarche Wiesbaden e.V.
Kunstarche im Stadtarchiv, Im Rad 42, 65197 Wiesbaden
«Licht ist stärker als Dunkelheit, die Verteidigung wird Freiheit geben, und als Ergebnis wird ein neuer Anfang geboren werden. Ein neues Leben.» So die Hoffnung der seit fast zwei Jahren in Pinneberg lebenden Ukrainerin Anzhelika Stepanenko.
Die Sehnsucht nach Frieden und Normalität in Europa war einer der Impulse zu dieser Ausstellung. Und das Bedürfnis nach Austausch und Kommunikation.
Zu sehen sind unter anderem: Arbeiten der Zwillingsschwestern Vika & Vita, von Anzhelika Stepanenko, Sveta Sukhova, Oleksii Chekal und aus der Ikonen-Malschule in Kamjanez Podilskyi. Sie treten in den Dialog mit Blättern der drei Wiesbadener Kalligraphen und Schriftkünstler Friedrich Poppl (1923–1982), Werner Schneider (1935–2022) und Gottfried Pott (geb. 1939). Von Gottfried Pott stammt das aktuellste Blatt Habt keine Angst, es entstand anlässlich des Todes von Alexander Nawalny.
Vorträge von Dr. Stefan Soltek (12. März), Professor Dr. Dr. Alexander Moutchnik (11. April) und der Künstlerin Petra Ehrnsperger (3. Mai) begleiten die Ausstellung. Infos siehe hier:
Flyer_Kunstarche Kalligrafie-Dialog
Abbildung:
Olekseii Chekal, Ukrainisches Volkslied Oh der rote Virburnum auf der Wiese
Borken: Deutsch-Niederländische Grafikbörse
vom 1. bis 3. März 2024
36. Deutsch-Niederländische Grafikbörse
Stadthalle Vennehof
Am Vennehof 1, 46325 Borken
Eintritt frei!
Streifzug durch die grafische Kunst zweier Nachbarländer: Seit 1988 hat sich die Börse zu einem Marktplatz für Grafik in allen Stilrichtungen entwickelt. Neben aktuellen Arbeiten gehören auch alte Grafiken, Kunstbücher, Kataloge, Fotografie und Mixed Media zum Angebot. 65 Aussteller:innen sind diesmal dabei.
An drei weiteren Orten gibt es Sehenswertes zu entdecken:
Artline Treff
Grafik Sammlung des Kunstvereins, Samstag und Sonntag: Tag der offenen Tür, Neutor 5
FARB
Die Tiefe des Grats. Kaltnadelradierungen von Andrea Ackermann, Claudia Berg und Susanne Theumer. Ausstellung bis 5. Mai 2024, Markt 15
Druckwerkstatt
Offene Werkstatt, Samstag und Sonntag, Brinkstraße 24
Infofaltblatt zum Download:
Flyer_Grafikboerse_Borken_2024
KSW: Autographe des Sammlers Beno Kaufmann restituiert
Klassik Stiftung Weimar restituiert 41 Autographe
Auch die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, das Freie Deutsche Hochstift in Frankfurt am Main und das Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar identifizierten Handschriften aus Beno Kaufmanns Sammlung | insgesamt wurden 66 Objekte restituiert
Es ist der bisher umfangreichste Fall von NS-Raubgut im Bestand des Goethe- und Schiller-Archivs: Die Klassik Stiftung Weimar hat 39 Briefe, ein Gedichtmanuskript und eine Einlegemappe mit handschriftlichen Notizen an die Erben von Beno Kaufmann (1862–1942) restituiert. Der Dresdner Sammler wurde 1942 von den Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert.
Das Goethe- und Schiller-Archiv sowie die Thüringische Landesbibliothek Weimar (heute Teil der Klassik Stiftung Weimar) hatten die Handschriften 1942 über einen Berliner Händler erworben. Recherchen haben ergeben, dass Beno Kaufmanns Sammlungen durch die NS-Finanzbehörden in Dresden beschlagnahmt worden waren. Die Autographensammlung wurde von Experten und Expertinnen der Klassik Stiftung Weimar entsprechend als NS-Raubgut klassifiziert.
Neben der Klassik Stiftung Weimar identifizierten auch die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, das Freie Deutsche Hochstift in Frankfurt am Main und das Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar Handschriften aus der Sammlung von Beno Kaufmann in ihren Beständen. Unter der Federführung der Klassik Stiftung Weimar kam es schließlich zu einer gemeinsamen Restitution an die Erbengemeinschaft. Insgesamt konnten so 66 Objekte restituiert werden. Ein Brief und eine Einlegemappe wurden der Familie auf Wunsch zugesandt. Die restlichen Objekte wurden von den jeweiligen Einrichtungen angekauft und befinden sich jetzt rechtmäßig in deren Sammlungen.
Bild:
Einlegemappe des Sammlers Beno Kaufmann, © Klassik Stiftung Weimar
Hamburg: Pixi – 70 Jahre kleine Bücher
bis 18. August 2024
Pixi – Die Ausstellung. 70 Jahre kleine Bücher
Altonaer Museum
Museumstraße 23, 22765 Hamburg
Für viele Kinder ist ein «Pixi» das erste selbstgewählte Buch. Pixis sind Gute-Nacht-Lektüre, Inhalt von Adventskalendern und Geburtstagstüten, begehrte Sammlerobjekte und nicht zuletzt ein eingetragenes, fest etabliertes Markenzeichen. Mit über 3000 verschiedenen Titeln und 14 Millionen verkauften Büchern im Jahr ist «Pixi» die umfangreichste Bilderbuchreihe aller Zeiten. 1954 erschien mit dem Titel Miezekatzen das erste Pixi-Buch in Deutschland – 2024 wird die Reihe 70 Jahre alt.
Der Verleger Per Hjald Carlsen wollte mit seinem Hamburger Verlagshaus Anfang der 1950er Jahre qualitativ hochwertige Bilderbücher möglichst preisgünstig anbieten. Sein Ziel hat bis heute nichts an Aktualität verloren: Jedes Kind sollte ein Buch besitzen und Spaß an Geschichten und Lektüre entwickeln können. Carlsen wählte das Format von 10×10 cm mit 24 Seiten und benannte es nach dem englischen Wort «pixie» (Kobold). Das Format nutzte einen Druckbogen perfekt aus, so konnten die kleinen Bücher zum Verkaufspreis von nur 0,50 DM angeboten werden – heute kosten sie 0,99 Euro.
Die Ausstellung zum 70-jährigen Jubiläum, die von der Hamburger Illustratorin Regina Kehn gestaltet wurde, zeigt über 1000 Pixi-Bücher vom Anfang bis heute. Begleitend zur Ausstellung werden dialogische Führungen und verschiedene Workshops für Kinder und Jugendliche angeboten, in denen Künstlerinnen und Künstler das aktive Rezipieren und das schöpferische Arbeiten fördern möchten.
Alle Workshops sind über den Museumsdienst Hamburg buchbar:
museumsdienst-hamburg.de, telefonisch unter 040 428 131 0 oder
per Mail über info@museumsdienst-hamburg.de
Abbildung:
Pixi und seine Freunde. © Carlsen Verlag, Dorothea Tust
Leipzig: RGB – Rot Grün Blau. Colour Stories
bis 9. Juni 2024
RGB – Rot Grün Blau. Colour Stories
Museum für Druckkunst
Nonnenstraße 38, 04229 Leipzig
Drei Farben, drei Geschichten. Das Musée de l’Imprimerie et de la Communication graphique in Lyon entwickelte eine Schau zur Mediengeschichte der drei Lichtfarben. Sie ist nun im Museum für Druckkunst Leipzig zu sehen. Die Ausstellung taucht ein in den Farbraum der Bildschirme, in dem jedes Bild aus einer Mischung von Rot, Grün und Blau entsteht. In über sechzig Objekten – Gemälden, Druckgrafiken, Fotografien, Filmen, Spielen, Reklame, Büchern – wird den vielfältigen Anwendungsweisen, Wirkungen und symbolischen Bedeutungen dieser drei Farben nachgespürt. Warum ist das Veroneser Grün dramatisch? Stephen Kings Leidenschaft rot? Die Schwermut bei Maggie Nelson blau? Begleitet wird die Ausstellung durch ein vielfältiges Rahmenprogramm mit Unterstützung des Institut français Leipzig.
Die Ausstellungskooperation zwischen dem Musée de l’Imprimerie et de la Communication graphique und dem Museum für Druckkunst Leipzig wurde mit Unterstützung des Institut français Leipzig zur Feier des sechzigsten Jahrestags des Élysée-Vertrags 2023 initiiert. Sie würdigt darüber hinaus die seit 1981 bestehende Partnerschaft zwischen den beiden Städten.
Bild:
Françoise Pétrovitch, Se coiffer, Lithografie, MEL Publisher edition 2016. Musée de l’Imprimerie et de la Communication graphique Lyon, inv_5204 © Adagp, Paris 2023
MK&G Hamburg: Das Ornament – vorbildlich schön
bis 28. April 2024
Das Ornament – vorbildlich schön
Museum für Kunst & Gewerbe
Steintorplatz, 20099 Hamburg
Ornamente – über die Jahrhunderte gelten sie mal als schön und unentbehrlich, mal als «Designverbrechen». Die sammlungsübergreifende Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) veranschaulicht beispielhaft den Gestaltungs- und Bedeutungswandel des Ornaments in unterschiedlichen Epochen.
Zu sehen sind unter anderem japanische Papierschablonen, persische Stickereien sowie Tapeten des bekannten Gründers der Arts-and-Crafts-Bewegung William Morris. Verzierte Ornamentdrucke – zum Beispiel nach einem Entwurf des berühmten Renaissancekünstlers Raffael (1483–1520) – stehen den schnörkellosen Produkten der deutschen Designschulen des 20. Jahrhunderts gegenüber; ein beleuchteter Spiegel von Ettore Sottsass, der in den 1980er Jahren die Memphis-Bewegung mitbegründete, feiert die Rückkehr des Ornaments im Design. Die zeitgenössischen Positionen von Anna Resei, Anne Meerpohl und ANna Tautfest erweitern den gestalterischen Diskurs um die politische Dimension des Ornaments und machen so auf aktuelle Themen wie Klimawandel und Feminismus aufmerksam.
Ausgangspunkt der Ausstellung ist das Konvolut von Ornamentstichen in der Sammlung des MK&G, das die Entwicklung ornamentaler Formen vom 15. bis zum 19. Jahrhundert abbildet. Als Teil der von Gründungsdirektor Justus Brinckmann (1843–1915) angelegten «Vorbildersammlung» dient sie den Studierenden der ansässigen Kunstgewerbeschule (heute HFBK Hamburg) als Zeichengrundlage und Inspirationsquelle.
In der Datenbank des MK&G sind über 12 000 Objekte mit dem Schlagwort «Ornament» verzeichnet, nur ein Bruchteil der Objekte ist im Museum zu sehen. Mit dem neuen Ornament Explorer kann man sich über ein Tablet in der Ausstellung durch das gesamte Archiv klicken und ganz neue Bezüge zwischen den digitalisierten Objekten herstellen. Auf horizontaler Ebene werden die Werke mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz nach Ähnlichkeit sortiert. Auf der vertikalen Ebene werden sie basierend auf ihren zugehörigen Informationen (Metadaten) angezeigt, zum Beispiel in der Reihenfolge ihres Entstehungsdatums. Der Prototyp des Ornament Explorer wurde von Michal Čudrnák (*1981), Philo van Kemenade (*1988), Igor Rjabinin (*1986) im Rahmen des NEO Lab als Teil des Projekts NEO Collections entwickelt. Gefördert im Programm Kultur Digital der Kulturstiftung des Bundes sowie von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Bild:
Ausstellungsansicht. MK&G, Foto: Henning Rogge
LBO: Ausgezeichnete Einbände des Buchbindernachwuchses
bis 23. März 2024
Wettbewerbsstücke des 22. Internationalen Bucheinbandwettbewerbs für Auszubildende
Landesbibliothek Oldenburg
Pferdemarkt 15, 26121 Oldenburg
Der internationale Bucheinbandwettbewerb für Auszubildende wurde vor knapp 25 Jahren von Österreich, der Schweiz und Deutschland ins Leben gerufen, um jungen Menschen im Buchbinderhandwerk die Möglichkeit eines Leistungsvergleiches zu geben. Bei diesem freiwilligen Wettbewerb erhalten alle in einem Lehrverhältnis stehenden jungen Menschen das gleiche, noch ungebundene Buch. Innerhalb von circa drei Monaten binden sie dieses Buch, wobei es keinerlei Vorgaben gibt. Die Jury bewertet vor allem die fachliche sowie technisch richtige Ausführung und erst in zweiter Linie die Materialauswahl sowie die gestalterische Idee.
Die Prämierungen in festlichem Rahmen finden jahresweise reihum in Österreich, der Schweiz und in Deutschland statt und geben den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich untereinander zu vernetzen. Wettbewerb und Netzwerktreffen werden zunehmend gerne von den jungen Menschen genutzt, um sich fachlich miteinander zu messen und gegenseitig zu inspirieren. Von Seiten der ausrichtenden Fachverbände wird dies nach Kräften unterstützt, weil es den Fokus international auf Qualität des Berufes legt und damit eine Möglichkeit bildet, das Buchbinderhandwerk, das seit 2021 immaterielles Kulturerbe ist, gestärkt an die nächste Generation weiterzugeben. – Die Landesbibliothek bildet seit 2022 eine Buchbinderin für Einzel- und Sonderanfertigung in ihrer hauseigenen Werkstatt aus.
Bild:
Beispiele aus dem Buchbindewettbewerb. Foto: F. Proschek, Landesbibliothek Oldenburg
Leipzig: Evelyn Richter – ein Fotografinnenleben
bis 17. März 2024
Evelyn Richter. Ein Fotografinnenleben
Museum der bildenden Künste Leipzig
Katharinenstraße 10, 04109 Leipzig
Evelyn Richter (1930–2021) gilt als eine der wichtigsten deutschen Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung ist ihrem Leben und Werk gewidmet: von der Lehrzeit in Dresden über das Studium an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) und ihren Weg in die Freiberuflichkeit – mit Aufträgen von Theatern, Presse, Buchverlagen, dem Gewandhaus und der Leipziger Messe – bis hin zur gefeierten Autorenfotografin und Ehrenprofessorin der HGB. Mit über 150 Schwarzweiß- und Farbfotografien bietet die Ausstellung Einblick in Richters reiches künstlerisches Schaffen. Dabei wird deutlich, unter welchen gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen die Fotografin ihre freiberufliche Existenz führte und mit welchen Herausforderungen sie konfrontiert war.
«In der Ausstellung werden neben Werk und Schaffen Evelyn Richters auch ihre Netzwerke und ihr künstlerisches Umfeld vorgestellt. Die Werke der vier Freundinnen Ursula Arnold, Evelyn Richter, Christa Sammler und Eva Wagner-Zimmermann sind das erste Mal gemeinsam zu sehen», so Dr. Jeanette Stoschek, Kuratorin und Leiterin des Evelyn Richter und Ursula Arnold Archivs der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im MdbK.
Das Medium Fotobuch begleitete Evelyn Richter ihr gesamtes Fotografinnenleben hindurch, es wird in einem eigenen Ausstellungsraum thematisiert. Die in sich geschlossene Form des Mediums ermöglicht eine stringent durchkomponierte, erzählerische Bildfolge. Exemplarisch werden die Bücher Paul Dessau. Aus Gesprächen (1975) und Entwicklungswunder Mensch (1980) sowie frühe Bildbeiträge zu den Publikationen Das schöne Fachwerkhaus Südthüringens (1956) und Die Tracht der Sorben um Hoyerswerda (1959) gezeigt.
Abbildung:
Christa Sammler, Sitzende mit Apfel, 1962, Privatsammlung Schwabe, Berlin. © Künstlerin
Sächsischer Verlagspreis 2024
Am 6. Februar 2024 wurde im Deutschen Buch- und Schriftmuseum in Leipzig durch Thomas Kralinski, Staatssekretär für Arbeit und Wirtschaft, und Kulturministerin Barbara Klepsch der mit insgesamt 40 000 Euro dotierte Sächsische Verlagspreis 2024 verliehen. Die Gewinner in den vier Kategorien:
Jeweils mit 10 000 € dotiert:
Qualität des verlegerischen Profils: Hentrich & Hentrich, Berlin, Leipzig
Gestaltung der Verlagsprodukte: Poetenladen, Leipzig
Beitrag zur Wertschöpfung: Sandstein Verlag, Dresden
Jeweils mit 5000 € dotiert:
Beitrag zur Sichtbarkeit des Verlags- und Buchstandorts Sachsen: Klett Kinderbuch, Leipzig, sowie die Edition Wannenbuch, Chemnitz
Seit 2018 würdigt der Sächsische Verlagspreis herausragende Leistungen unabhängiger Verlage, um den Verlags- und Buchstandort Sachsen zu stärken und den Branchendialog weiter voranzutreiben. Die Preisgelder 2024 wurden durch das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) und die Sächsische Staatskanzlei bereitgestellt.
Von links:
Thomas Kralinski (Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr), Monika Osberghaus (Klett Kinderbuch), Andreas Heidtmann (Poetenladen), Simon Raulf (Hentrich & Hentrich), Jens Korch (Edition Wannenbuch, Christine Jäger-Ulbricht (Sandstein Verlag), Kultusministerin Barbara Klepsch, Malte Gerken (Hentrich & Hentrich). Foto: Jasmin Zwick
HAB: NS-Raubgut restituiert
NS-Raubgut an die AK Bibliothek Wien für Sozialwissenschaften restituiert.
Im Zuge des Forschungsprojekts «NS-Raubgut unter den antiquarischen Erwerbungen der Herzog August Bibliothek seit 1969» hat die Wolfenbütteler Bibliothek drei Bände an die AK Bibliothek Wien für Sozialwissenschaften zurückgegeben. Es handelt sich um Werke, die Anfang der 1980er Jahre im antiquarischen Buchhandel erworben wurden: Albert Schramms Deutschlands Verlagsbuchhandel (Leipzig 1925), Hundert Jahre Buchverlag (Düsseldorf 1921) und Anton Mengers Kritische Geschichte der Nationalökonomie und des Socialismus (Berlin 1871). Aufgrund ihrer Provenienzmerkmale wie Stempel und Notizen konnten sie als Bestandteile der ehemaligen Sozialwissenschaftlichen Studienbibliothek bei der Arbeiterkammer in Wien identifiziert werden.
«Es ist eine symbolische Wiedergutmachung einer von den Nazis geplanten kulturellen Auslöschung», sagt Ute Wödl, Leiterin der AK Bibliothek Wien für Sozialwissenschaften. Die Bibliothek der Arbeiterkammer war ein frühes Ziel der Nazis und symbolisierte einen Angriff auf die kulturelle Identität der Arbeitnehmerbewegung. Nach der NS-Herrschaft waren von den ursprünglich 160 000 Büchern nur noch etwa 35 000 auffindbar, da ein Großteil des Bestands zerstört oder an unbekannte Orte verteilt wurde
Bild:
Anhand des Etiketts der Sozialwissenschaftlichen Studienbibliothek bei der Arbeiterkammer in Wien konnte der Band als NS-Raubgut identifiziert und in der Folge an die rechtmäßige Eigentümerin, die AK Bibliothek Wien für Sozialwissenschaften, restituiert werden. Foto: HAB.
Frankfurter Städel: Endspurt für «Holbein und die Renaissance im Norden»
bis 18. Februar 2024
Holbein und die Renaissance im Norden
Städel Museum
Dürerstraße 2, 60596 Frankfurt am Main
Noch eine Woche lang besteht die Möglichkeit, diese großartige, über zwei Stockwerke reichende Ausstellung in Frankfurt am Main zu sehen: Die Malerei der Renaissance läutete in der Geschichte der Kunst eine Zeitenwende ein.
Was in Italien seinen Anfang nahm, entwickelte sich im Norden Europas zu etwas völlig Neuem – mit den Malern Hans Holbein d. Ä. (um 1464–1524) und Hans Burgkmair (1473–1531) als Wegbereiter dieser einzigartigen Kunst. Ihr Zentrum war die freie Reichs- und Handelsstadt Augsburg, die sich in nur wenigen Jahrzehnten zur Hauptstadt einer deutschen und zugleich internationalen Renaissance entwickelte. Kein anderer als einer der größten deutschen Renaissancemaler der Zeit, Hans Holbein d. J. (1497–1543), machte diese Kunst schließlich europaweit bekannt.
Auch wenn Hans Holbein d. Ä. und Hans Burgkmair knapp dreißig Jahre am selben Ort wirkten, schlugen sie als Künstlerkollegen und -konkurrenten sehr unterschiedliche Wege ein. Burgkmair orientierte sich überwiegend an der Kunst Italiens. Er übernahm zahlreiche Motive, die er wohl auf einer Reise nach Oberitalien im Jahr 1507 festgehalten hatte, und entwickelte diese in seinen Werken weiter. Holbein setzte sich allerdings vornehmlich mit der altniederländischen Malerei auseinander, die er auf seiner Gesellenreise vor Ort kennengelernt hatte.
Mit rund 180 bedeutenden Kunstwerken aus führenden internationalen Museumssammlungen entsteht ein Überblick über die verschiedenen stilistischen Besonderheiten der Malerei der Renaissance im Norden. Einer der vielen Höhepunkte der Frankfurter Ausstellung ist die Präsentation der beiden Meisterwerke von Hans Holbein d. J., der Madonna des Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen (1526– 1528) aus der Sammlung Würth und der Solothurner Madonna (1522) aus dem Kunstmuseum Solothurn.
Katalog:
Renaissance im Norden. Holbein, Burgkmair und die Zeit der Fugger. Hrsg. v. Guido Messling und Jochen Sander. Mit einem Grußwort von Helmut Schleweis und einem Vorwort von Philipp Demandt und Sabine Haag. München: Hirmer 2023. Deutsche und englische Ausgabe, 360 S., 287 Abb., Festeinband, 24×28 cm. 55 € (Museumsausgabe 44,90 €).
Unter dem Titel Holbein. Burgkmair. Dürer. Renaissance im Norden ist die Ausstellung anschließend vom 19. März bis 30. Juni 2024 im Kunsthistorischen Museum Wien zu sehen.
Abbildung:
Jost de Negker (Formschneider), Hans Burgkmair d. Ä., Kaiser Maximilian I. zu Pferd, Clair-obscur-Holzschnitt in zwei Platten (beigegrün), 323×227 mm (1508) Albertina, Wien. © Albertina, Wien
Hans Holbein d. J., Bildnis des Simon George of Cornwall, Mischtechnik auf Eichenholz (ca. 1535–1540). Städel Museum, Frankfurt am Main, Public Domain
Zwanzigste Ausgabe des Hamburger Bothen erschienen
Schönes Jubiläum: In der Corona-Zeit von Rudolf Angeli und Peter Engel gegründet, feiert der Hamburger Bothe als «Informationsblatt der nördlichen Pirckheimer» nun im Februar 2024 mit seiner zwanzigsten Ausgabe ein kleines Jubiläum.
Das digital als PDF vorliegende Mitteilungsblatt enthält Hinweise auf das am 25. Februar in der Schnittke-Akademie in Hamburg-Altona stattfindende Pirckheimer-Treffen und auf das neueste Buch des Verlags Angeli & Engel (Liebe, Leid & Untergang, fünfzig Balladen, bildnerisch begleitet von Klaus Waschk), darüber hinaus Fritz Jüttners bibliophile Empfehlung zum Klopstock-Jahr, Alex Rübels Beitrag über Die Schweizerische Bibliophilen-Gesellschaft, Jonis Hartmanns Fortsetzung von Serendipity – Magie, Wirkung und Bedeutung eines eigenartigen Wortes und die Würdigung zu 75 Jahre Fränkische Bibliophilengesellschaft durch Klaus Staffel. Schlusspunkt ist der Offene Brief an Giovanni di Lorenzo.
Übrigens enthält der Hamburger Bothe Nr. 19 vom Dezember 2023 einen Beitrag über die Gesellschaft der Bibliophilen.
Der Hamburger Bothe ist über die Mailadresse Rudolf_Angeli@web.de bestellbar und als PDF erhältlich.
Titelseite der Februar-Ausgabe des Hamburger Bothen
GSA: Ankauf originaler Briefe von Friedrich Schiller und Christian Gottfried Körner
Kostbare Neuerwerbung des Goethe- und Schiller-Archivs, Weimar
Am heutigen Donnerstag, den 1. Februar, präsentierte die Klassik Stiftung Weimar im Vortragssaal des Goethe- und Schiller-Archivs die Neuerwerbung von originalen Briefen aus dem Konvolut Friedrich Schiller und Christian Gottfried Körner. Mit Unterstützung der Freundesgesellschaft des Goethe- und Schiller-Archivs ist es gelungen, sieben Briefe von Schiller und fünf Briefe von Körner aus dem Zeitraum von Juli 1787 bis August 1797 anzukaufen.
Die Erwerbung ist für die Klassik Stiftung Weimar ein Glücksfall. Bei den Briefen handelt es sich um herausragende originale Zeugnisse der klassischen Literatur, die Schillers Weg zu einem der führenden Schriftsteller seiner Zeit dokumentieren. Wenngleich die Korrespondenz zwischen Schiller und Körner nicht so berühmt ist wie die zwischen Schiller und Goethe, zählt sie ebenso zu den bedeutendsten Briefwechseln der Literaturperiode um 1800. Vertrauensvoll berichtet Schiller mit großer Offenheit und Nähe dem nur wenige Jahre älteren engsten Freund und Förderer Körner von seinen Lebensumständen, seinem innersten Befinden, seinen Begegnungen mit Freunden und Bekannten sowie den Erfahrungen, die er als Dichter macht.
Die im Juni 1784 einsetzende Korrespondenz mit nahezu 700 Briefen wurde nach dem Verkauf durch Körners Erben an den Autographensammler Carl Künzel 1854 weltweit verstreut. Mit der Neuerwerbung besitzt das Goethe- und Schiller-Archiv nun insgesamt 47 Briefe aus der Korrespondenz zwischen Schiller und Körner. Die Briefe, die zum kulturellen Erbe Deutschlands gehören, werden im Archiv dauerhaft gesichert, digitalisiert und für die Erforschung und Auswertung im Open Access zur Verfügung gestellt.
Foto, v.l.n.r.:
Dr. Gabriele Klunkert (Fachsbereichsleitung Restaurierung GSA), Franziska Stiebritz (Freundesgesellschaft des Goethe- und Schiller-Archivs), Dr. Ulrike Lorenz (Präsidentin Klassik Stiftung Weimar), Dr. Christian Hain (Komm. Direktor Goethe- und Schiller-Archiv), Dr. Silke Henke (Abteilungsleiterin Medienbearbeitung und -nutzung GSA), Dr. Elke Richter (Vorsitzende der Freundesgesellschaft des Goethe- und Schiller-Archivs); Foto: Susanne Marschall, Klassik Stiftung Weimar.
Frankfurt am Main: Lyonel Feininger in der SCHIRN
bis 18. Februar 2024
Lyonel Feininger. Retrospektive
SCHIRN Kunsthalle Frankfurt
Römerberg, 60311 Frankfurt am Main
Der deutsch-amerikanische Künstler Lyonel Feininger (1871–1956) ist ein Klassiker der modernen Kunst. Die Schirn Kunsthalle Frankfurt widmet dem bedeutenden Maler und Grafiker die erste große Retrospektive in Deutschland seit über 25 Jahren und zeichnet ein umfassendes und überraschendes Gesamtbild seines Schaffens. Bekannt ist Feininger für seine Gemälde von Bauwerken, von kristallinen Architekturen in beeindruckender Monumentalität und Harmonie der Farben. Jedoch übersieht die heutige Rezeption oft die Originalität und den künstlerischen Facettenreichtum seines Werkes, das zahlreiche Tendenzen der Moderne widerspiegelt. Mehrere scheinbar gegenläufige Interessen ziehen sich mit großer Kontinuität durch sein Œuvre und sind Teil seiner Handschrift. Die Schirn präsentiert selten gezeigte Hauptwerke wie Die Radfahrer (Radrennen) (1912), Selbstbildnis (1915), Zirchow VII (1918), Gelmeroda XIII (1936) oder Manhattan I (1940), aber auch weniger bekannte Arbeiten wie die erst vor einigen Jahren wiederentdeckten Fotografien des Künstlers.
Auch als Karikaturist und Illustrator ist Feininger präsent, seine Zeichnungen lassen seinen besonderen Sinn für Humor erkennen. Für verschiedene Satirezeitschriften und Zeitungen wie Ulk oder Lustige Blätter fertigte er ab 1896 Zeichnungen an und entwickelte für die Chicago Sunday Tribune die Comic-Serien The Kin-der-Kids und Wee Willie Winkie’s World (1906).
Die von Dr. Ingrid Pfeiffer kuratierte Schau präsentiert rund 160 Gemälde, Zeichnungen, Karikaturen, Holzschnitte, Fotografien und Objekte aus allen Schaffensphasen Lyonel Feiningers, darunter sind Leihgaben auch aus New York: MoMA, THE MET, Whitney Museum, Guggenheim Museum.
Begleitmaterial:
Digitorial® – das kostenfreie digitale Vermittlungsangebot, abrufbar in deutscher sowie englischer Sprache unter feininger_schirn
Begleitheft Lyonel Feininger. Retrospektive. Eine Einführung in die Ausstellung, herausgegeben von der Schirn Kunsthalle Frankfurt. Auf circa 40 Seiten werden die wichtigsten Werke der Ausstellung vorgestellt und die kulturhistorischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge dargelegt. Ab 12 Jahren. 7,50 €.
Katalog Lyonel Feininger. Retrospektive, herausgegeben von Ingrid Pfeiffer. München: Hirmer 2023, deutsche und englische Ausgabe, je 272 Seiten, je circa 220 Abbildungen, Festeinband, 24×29 cm. 39 € (Schirn), 49,90 € (Buchhandel)
Abbildung:
Lyonel Feininger, Cover für Lustige Blätter XIX. 1904, Nr. 26. Farblithografie © Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Museum Lyonel Feininger, VG Bild-Kunst, Bonn 2023
KSW erwirbt Fotografien der Bauhaus-Künstlerin Hilde Horn
Die Klassik Stiftung Weimar erwirbt einzigartige Fotografien der vergessenen Bauhaus-Künstlerin Hilde Horn (1897–1943)
Dank einer großzügigen Förderung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung konnten die Museen der Klassik Stiftung Weimar im Januar 2024 ein umfangreiches Konvolut an Fotografien der Bauhaus-Künstlerin Hilde Horn (1897–1943) erwerben. Die insgesamt 268 Werke aus dem Nachlass des bedeutenden Typografen und Grafikdesigners Jan Tschichold sind großenteils dem Neuen Sehen zuzuordnen und ergänzen die vorhandenen Bestände an Bauhausfotografie hervorragend.
Hilde Horn studierte 1924/25 am Weimarer Bauhaus, wo sich eine enge, über die Studienzeit hinausreichende Freundschaft mit dem Leiter des Vorkurses, László Moholy-Nagy, entwickelte. Er führte sie in die experimentelle Fotografie ein und vermittelte Horn 1927 an Tschichold, für den sie in München Werbematerialien entwarf.
Annette Ludwig, Direktorin der Museen der Klassik Stiftung Weimar, dankt der Krupp-Stiftung herzlich für die Unterstützung: «Das größte noch greifbare Werkkonvolut von Hilde Horn, das nun unser Eigen ist, spiegelt ihr gesamtes fotografisches Oeuvre von experimentellen Fotogrammen über Fotografien aus dem Werbekontext bis hin zu Aufnahmen der oberbayerischen Landbevölkerung. Letztere sind möglicherweise im Auftrag der Reichskulturkammer entstanden und ein beredtes Zeugnis für die Ambivalenz der Moderne, die auch in unserer Ausstellung Bauhaus und Nationalsozialismus ab 9. Mai 2024 thematisiert wird.»
Foto:
Hilde Horn, ohne Titel [Ei und Strohhalm im Schattenwurf], Silbergelatineabzug, 1925–1927, Klassik Stiftung Weimar, Museen
68. Internationale Kinderbuch-Ausstellung im Klingspor Museum
bis 14. April 2024
68. Internationale Kinderbuch-Ausstellung
Klingspor Museum
Herrnstraße 80, 63065 Offenbach
Sie ist ein Klassiker, die alljährlich stattfindende Kinderbuch-Ausstellung. Auch dieses Jahr fanden Bücher aus vielen Ländern ihren Weg ins Klingspor Museum, darunter auch Kinderbuch-Ausgaben aus Frankreich, Großbritannien, Spanien, Portugal, Polen, Italien und den USA. Die Themen sind vielfältig und bilden den gesellschaftlichen Diskurs ab, auf einfühlsame und verständliche Weise werden den jungen Betrachtern und Leser:innen aktuelle Problemstellungen nahegebracht.
Schwerpunkt in diesem Jahr ist das Thema Illustration. Kinderbücher erzählen nicht nur mit Texten, auch die Bilder sprechen auf einer ganz eigenen Ebene und lassen die Geschichten lebendig werden. Aber auch das Lesen von Bildern will gelernt sein, das Kinderbuch bietet eine erste Möglichkeit, mit künstlerischen Konzepten vertraut zu werden.
Begleitet wird die Ausstellung von einem vielseitigen Programm aus Vorträgen und Workshops rund um das Thema Illustration. Die Illustratoren Organisation gibt Tipps für angehende Illustratoren und Illustrator:innen, Lena Anlauf spricht über Buchillustration aus Verlagsperspektive, und ein langer Abend lädt zum kollektiven Zeichnen ein. An mehreren Terminen können Kinder und Erwachsene in verschiedenen Workshops ihre eigene Geschichte schreiben und illustrieren. Hier eine Übersicht:
Foto: Klingspor Museum.
Umberto Eco: Eine Bibliothek der Welt
ab 21. März 2024 im Kino
Umberto Eco: Eine Bibliothek der Welt
Ein Film von Davide Ferrario
Produzent/Produzentin: Davide Ferrario, Francesca Bocca
In Zusammenarbeit mit Rai Cinema
80 Minuten
Italienisch mit deutschen Untertiteln
Musik: Carl Orff
«Man kann Eco ohne seine Bibliothek nicht verstehen. Das war die Welt, in der seine Ideen, seine Geschichten, seine Gedanken geboren wurden.» So der Regisseur Davide Ferrario, dessen Film über Umberto Eco und seine Bibliothek ab Frühjahr 2024 in deutschen Kinos zu sehen ist.
Die Privatbibliothek von Umberto Eco öffnet ein Fenster zu einem magischen Kosmos – meterhohe Regale, gefüllt mit über 30 000 zeitgenössischen sowie 1500 antiken und seltenen Büchern. Nach dem Tod Ecos gewährte seine Familie dem Regisseur Davide Ferrario, der zuvor mit Eco auf der Kunstbiennale zusammengearbeitet hatte, exklusiven Zugang zu diesem literarischen Schatz. Ursprünglich sollte der Film lediglich die Bibliothek vor ihrer Übergabe an den italienischen Staat und dem damit verbundenen Umzug dokumentieren. Doch daraus entwickelte sich weit mehr – eine außergewöhnlich vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Familie, mit Umberto Ecos Ehefrau Renate, mit den Kindern und Enkeln.
Zum Trailer:
Filmtrailer_Umberto_Eco
Filmplakat:
Plakatgestaltung unter Verwendung zweier zwischen 1990 und 1994 entstandenen Zeichnungen von Tullio Pericoli.
LBO: V.O.Stomps und seine Eremiten-Presse
bis 26. Februar 2024
«… heute Nacht fangen wir mit dem Drucken an.» Der Verleger, Autor und Schlossherr V. O. Stomps
Landesbibliothek Oldenburg
Pferdemarkt 15, 26121 Oldenburg
Victor Otto Stomps (1897–1970) gründete nach dem Zweiten Weltkrieg den Verlag Eremiten-Presse, dessen Schwerpunkt in der Förderung junger literarischer Talente in Verbindung mit einer einzigartigen Buchkunst lag. Die Ausstellung in der Landesbibliothek Oldenburg präsentiert erstmals die umfangreiche private Sammlung des Oldenburger Soziologen Stefan Müller-Doohm. Im Fokus stehen Buchproduktionen der 1950er und 1960er Jahre. Wolfgang Schopf, Leiter des Literaturarchivs der Goethe-Universität Frankfurt am Main, hat die Ausstellung kuratiert.
Stomps, von Freunden und Kollegen meist nur VauO oder V. O. genannt, war ein leidenschaftlicher Verleger. Jedes seiner Bücher, erschienen in kleinster Auflage, birgt literarische und visuelle Überraschungen: Moderne Lyrik und kleine Prosa, illustriert durch Holzschnitte und Grafiken zeitgenössischer Künstler, wurden mit traditioneller Handwerkstechnik auf außergewöhnliche Materialien wie Bütten-, Packpapier oder Wellpappe gedruckt.
Den Eröffnungsvortrag hielt Prof. Dr. Stefan Müller-Doohm (Oldenburg) über Buchkunst im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit.
Begleitveranstaltungen, jeweils 19 Uhr bei freiem Eintritt, am 17. Januar, 31. Januar und am 26. Februar 2024 (Finissage). Mehr Informationen dazu in unserem Terminkalender.
Bild:
Doppelseite ais Christoph Meckel, Hotel für Schlafwandler, Eremiten-Presse 1971. Foto: F. Proschek, LBO
München: Illustrationen und Skizzen von Reinhard Michl
bis 11. Februar 2024
Die ganze Welt riecht lasterhaft nach Hunden, Katzen, Schnecken
Illustrationen und Skizzen von Reinhard Michl
Internationale Jugendbibliothek
Schloss Blutenburg
Seldweg 15, 81247 München
Mit dem Findefuchs und Es klopft bei Wanja in der Nacht hat Reinhard Michl Geschichten illustriert, die zu Klassikern der Kinderliteratur wurden. Beide Bücher zeichnen sich durch eine große Verbundenheit mit der Natur und der Tierwelt aus, die Reinhard Michl realistisch und mit einem ausgeprägten Sinn für Stimmungen einfängt. Seine Katzen, Hunde, Füchse oder Bären sind keine niedlichen Kuscheltiere, sondern freie Wesen, die in romantischen Landschaften leben.
Reinhard Michls Bildwelten sind von Realismus und Melancholie geprägt, aber auch von Humor, Satire, Witz und Expressivität. Seine Lust am Skurrilen und Derben zeigt sich etwa in den von ihm illustrierten Fabeln, Hausbüchern, Schwänken und Volksliedern.
Anlässlich seines 75. Geburtstags zeigt die Internationale Jugendbibliothek einen Querschnitt des überreichen Lebenswerks von Reinhard Michl aus 50 Jahren: Originale zu seinen bekannten Kinderbuchklassikern, Skizzen, freie Arbeiten und illustrierte Briefumschläge.
Eindeutig eine Lesekatze … Ausschnitt aus einer freien Arbeit. © Reinhard Michl
Basel: Von Liebesschmerz bis Seelenheil
bis 10. März 2024
Von Liebesschmerz bis Seelenheil
Kabinettausstellung (Bibliotheksvitrine)
Barfüsserkirche Basel
Barfüsserplatz 7, 4051 Basel (Schweiz)
Barbara zum Luft und Niklaus Meyer zum Pfeil gehörten als vermögende Basler Bürger – sie hatten 1471 geheiratet – zu einer neuen Leserschaft. Einige der Werke aus ihrer umfassenden Bibliothek sind nun zu sehen.
Mit dieser Bibliothek hat sich ein frühes Beispiel für die Lektüre eines städtischen Publikums erhalten. Bei einigen Titeln wie der Melusine handelt es sich um beliebte Liebes- und Eheromane, die zu den ersten literarischen Bestsellern gehörten. Erzählende Werke zur Geschichte und zur Rechtsprechung boten zugleich gesammeltes Wissen und Unterhaltung. Ein kostbares Gebetbuch zur privaten Andacht diente der Vorsorge für das Seelenheil wie auch dem Prestige seiner Besitzer.
Für seine Bibliothek musste Niklaus Meyer einige Werke eigenhändig abschreiben, denn das Angebot an gedruckten Büchern – zumal in deutscher Sprache – war in den 1470er Jahren gering. Das Publikum, das oft in Gesellschaft las, besaß zudem eine Vorliebe für bebilderte Literatur. Fast alle Handschriften und Drucke der Sammlung sind daher mit Illustrationen ausgestattet.
Foto: Historische Museen Basel
«Werthers Welt» im Deutschen Romantik-Museum
12. Januar bis 30. Dezember 2024
Eröffnung am 11. Januar 2024, 18 Uhr
Werthers Welt – das Jahr 1774
Eine Ausstellung in zwölf Teilen zum 250. Jubiläum von Goethes Roman
Deutsches Romantik-Museum, Handschriftenstudio
Großer Hirschgraben 23–25, 60311 Frankfurt am Main
Im Alter von fünfundzwanzig Jahren schrieb Goethe seinen Briefroman Die Leiden des jungen Werther über einen Suizid aus unerfüllter Liebe. Das 1774 erschienene Buch war ein sensationeller Publikumserfolg und ist ein Schlüsselwerk der deutschen Literaturgeschichte.
Verständlich wird die gewaltige, bis heute lebhafte Wirkung des Buches am ehesten aus den Zeitumständen. Wie kann man sich die Welt von 1774 vorstellen?
Dieser Frage widmet sich die zwölfteilige Ausstellung im Deutschen Romantik-Museum: Monat für Monat wechselnd werden im Laufe des gesamten Jahres Bücher, Porträts und Handschriften von 1774 gezeigt. Begleitet wird die Schau von einer Tageschronik, die von der Heirat Maximiliane Brentanos über Kapitän James Cooks kühne Entdeckungsfahrten durch die Südsee und die bürgerliche Rebellion in Nordamerika bis zur Frisurenmode in Paris reicht. Berichtet wird hier über Erweckungseifer, Wunderkuren, Scharlatanerien und Erpressungen, aber auch von bahnbrechenden Neuerungen bis zur Pockenimpfung oder der Erfindung des Recyclingpapiers.
Die meisten Objekte entstammen einer Privatsammlung. Darüber hinaus wird allmonatlich eine besondere Handschrift aus den Sammlungen des Freien Deutschen Hochstifts präsentiert; im August zum Beispiel Goethes Brief vom 31. August 1774 an Friedrich Heinrich Jacobi mit der ersten Niederschrift der Hymne Wandrers Sturmlied.
Die Ausstellung wird von Dr. Johannes Saltzwedel kuratiert und beruht auf seinem Buch Werthers Welt, das 2023 im zu Klampen Verlag erschienen ist (312 Seiten, 240 Farbabbildungen, Festeinband, 38 €). Sie wird flankiert von Lesungen, Vorträgen etc. am: 24. Januar, 6. Juni, 19. September, 22. November und 28. November. Vom 20. bis 21. September 2024 findet ein Symposium zur internationalen Rezeption des Werther statt. Mehr Informationen in unserem Terminkalender und hier:
Begleitprogramm_Werther
Abbildung: Ist menschliche Bewirtschaftung gut oder schlecht für die Natur? Das wurde 1774 genau so heftig diskutiert wie heute. Daniel Chodowieckis Kupferstich für Johann Bernhard Basedows Elementarwerk (1774) zeigt eine Landschaft ohne und mit menschlicher Kultur. © Johannes Saltzwedel
Die große Verführung. Karl Ernst Osthaus und die Anfänge der Konsumkultur
bis 28. April 2024
Die große Verführung.
Karl Ernst Osthaus und die Anfänge der Konsumkultur
Kaiser Wilhelm Museum Krefeld
Joseph-Beuys-Platz 1, 47798 Krefeld
Karl Ernst Osthaus (1874–1921) war einer der wichtigsten deutschen Kunstsammler und Kunstmäzene und zudem ein Visionär. Er propagierte die Einheit von Kunst und Leben, engagierte sich im Deutschen Werkbund und gründete in Hagen erst das Folkwang-Museum (1902), dann das Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe (1909). In Zusammenarbeit mit dem Werkbund trug er zwischen 1909 und 1919 eine der weltweit ersten Sammlungen vorbildlicher Werbegrafik und innovativen Produktdesigns zusammen – und präsentierte sie unter anderem in Wanderausstellungen, um möglichst viele Menschen zu erreichen – zwecks «Geschmackserziehung».
Vor 100 Jahren gelangte die einzigartige Designsammlung an das Kaiser Wilhelm Museum (KWM) in Krefeld. Sie sei «ein faszinierendes Zeugnis für die innovative Zusammenarbeit von Gestalter:innen mit Handel und Industrie vor über 100 Jahren», so Katia Baudin, die Direktorin der Kunstmuseen Krefeld. «Bis heute bildet Osthaus’ Konvolut den Kern unserer Museumssammlung im Bereich der angewandten Kunst.»
Die Ausstellung spiegelt die Geschichte der Alltagskultur vor dem Ersten Weltkrieg, als sich ästhetische Ideale und ökonomische Ideale immer stärker zu verflechten begannen. Auf den Bühnen des städtischen Alltags traten Waren in ästhetisch inszenierten Schaufenstern und prächtigen Kaufhäusern in Erscheinung. Eine Kultur des Zeigens im öffentlichen Raum entwickelte sich, ‹Corporate Identity› und moderne Werbestrategien entstanden.
Versammelt ist eine Vielzahl von Objekten des alltäglichen Gebrauchs wie auch faszinierend innovative Gebrauchs- und Werbegrafik: vom kunstvoll schlicht gestalteten Etikett für Lebensmittel bis hin zum Briefbogen, Zeitungsinserat und den neuen Werbeplakaten.
Zusätzlich lädt das DesignLab als digital-hybride Werkstatt das Publikum ein, eigene digitale Werbegrafiken zu entwerfen, Alltagsdinge neu zu betrachten und nicht zuletzt Antworten zu suchen auf die aktuelle Frage: Was ist heutzutage – vor dem Hintergrund schwindender Ressourcen – überhaupt «gutes» Design?
Zur Ausstellung erscheint im Wienand Verlag ein reich bebilderter Katalog in einer deutschen und einer englischen Ausgabe.
Abbildung: Plakat Elegante Welt, Farblithografie um 1912, Druck: Hollerbaum & Schmidt, Berlin. Foto: Dirk Rose/Kunstmuseen Krefeld
Bibliophile Neujahrsgrüße
(… gesetzt aus der Schrift Aranjuez Pro von Alejandro Paul und Angel Koziupa, erschienen bei Sudtipos, einem argentinischen Kollektiv von Grafikdesignern mit besonderer Leidenschaft für Schrift …)
61. Antiquariatsmesse Stuttgart
61. Antiquariatsmesse Stuttgart
26. Januar 2024 – 12 Uhr bis 19:30 Uhr
27. Januar 2024 – 11 Uhr bis 18 Uhr
28. Januar 2024 – 11 Uhr bis 17 Uhr
Ort: Württembergischer Kunstverein, Schloßplatz 2, 70173 Stuttgart
Sie kehrt zurück an ihren angestammten Ort – die 61. Antiquariatsmesse Stuttgart lädt ein in die frisch renovierten Räume des Kunstvereins. 57 Aussteller:innen locken mit einem vielfältigen Angebot wertvoller Bücher, Autographen, illustrierter Werke und Graphik.
Neu: Am Gemeinschaftsstand Hundert unter Hundert sind 100 Antiquaria unter 100 Euro zu entdecken und in der Sonderausstellung Bücherleben erzählen Bücher ihre Geschichte. Wie gewohnt versammeln sich auf dem Roten Sofa Büchermenschen, um zu diskutieren: über Bücherleben (Dr. Christian Herrmann, Elvira Tasbach), über Provenienzrecherche (Dr. Markus Brandis, Michaela Scheibe, Dr. Stephanie Jacobs), über 200 Jahre Buchkultur (Roger Sonnewald, Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel, Angelika Elstner). Der Antiquar Christian Strobel und die Konzeptkünstlerin und Autorin Shakti Paqué bieten unter dem Titel Was vom Leser übrig bleibt eine «poetische und grafische Annäherung an die oft intimen Beziehungen zwischen Menschen und ihren Büchern».
Mehr Informationen:
Stuttgarter_Antiquariatsmesse_2024
Abbildung:
François L’Anglois, Kupferstich mit Schmetterling und Iris aus Livre de Fleurs ou sont representés touttes de Tulippes, Narcisses, Iris et plusieurs autres fleurs. Paris, J. le Cerc, 1620 (Kunstkabinett Strehler, 1500 €)
38. Antiquaria Ludwigsburg
38. Antiquaria – Antiquariatsmesse Ludwigsburg
25. Januar 2024: 15 bis 20 Uhr
26. Januar 2024: 11 bis 19 Uhr
27. Januar 2024: 11 bis 17 Uhr
Ort: Musikhalle Ludwigsburg, Bahnhofstraße 19, 71638 Ludwigsburg (gegenüber dem Bahnhof)
Goldene 20er Jahre? Die 38. Antiquaria blickt auf die Zeit 1920 bis 1929 und schlägt den Bogen zu den 20er Jahren, in denen wir heute leben. 53 Antiquarinnen und Antiquare aus Deutschland, Frankreich, Österreich, aus den Niederlanden und der Schweiz sind mit Büchern, Autographen und Graphiken aus dem 15. bis 20. Jahrhundert vor Ort.
Der 29. Antiquaria- Preis wurde am 15. Juni 2023 verliehen. Wegen der Verlegung des Messetermins wieder in den Januar wird der nächste Antiquaria-Preis im Januar 2025 im Rahmen der 39. Antiquaria vergeben.
Mehr Informationen:
Antiquaria_2024
Abbildung:
Francisco de Goya, Los désastres de la guerra, Blatt 3 der 80 Aquatinta-Radierungen umfassenden Edition, entstanden 1810 bis 1813. Dritte Auflage 1906 (Antiquariat Michael Solder, 20 000 €)
In eigener Sache … herzlichen Dank!
Ab sofort, also ab Ende Dezember 2023, übernimmt Sebastian Eichenberg, zweiter Vorsitzender der GdB, die Geschäftsstelle. Ursula Maier, die seit nahezu 25 Jahren die Geschäftsstelle geführt hat, geht in ihrem ‹Brotberuf› und ebenso als Leiterin der Geschäftsstelle der GdB in Rente. Sie bedankt sich für die «immer unkomplizierte und erfreuliche Zusammenarbeit», und wir, der gesamte Vorstand, bedanken uns ebenso aufs allerherzlichste für die außerordentlich gute Zusammenarbeit all die Jahre!
Herzlicher Dank geht auch an Sebastian Eichenberg – für die Bereitschaft, nach der Übernahme des Bücherlagers nun auch die Geschäftsstelle zu übernehmen. Die neue Adresse lautet:
Gesellschaft der Bibliophilen e.V.
Geschäftsstelle
c/o Sebastian Eichenberg
Heinrich-Schröder-Straße 1
34311 Naumburg-Altenstädt
Festnetz +49 (0)5625 92 23 56 0
info@bibliophilie.de
Wir wünschen allen Menschen, nicht nur den Bücherfreundinnen und -freunden, frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr 2024!
Schon jetzt freuen wir uns auf ein Wiedersehen zum Jubiläumstreffen in Weimar (vom 30. Mai bis 3. Juni 2024)!
Silvia Werfel, im Namen des gesamten Vorstandes
Foto: Silvia Werfel
Dresden: Wertvolles Kulturgut aus dem Kloster St. Marienthal gesichert
Mit finanzieller Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung hat der Freistaat Sachsen durch due Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden die historisch bedeutende Bibliothek des Klosters St. Marienthal erworben. Damit konnte der Freistaat dieses einzigartige sächsische Kulturerbe in seiner Gesamtheit erhalten, für Wissenschaft und Forschung sichern und dauerhaft für die Öffentlichkeit und kommende Generationen bewahren. Nach langen, intensiven Verhandlungen verständigten sich Freistaat und Kloster auf einen Kaufpreis von insgesamt 5,5 Mio Euro.
Das Kloster St. Marienthal, an der Neiße nahe Zittau gelegen, wurde 1234 gegründet und ist das älteste noch bestehende Kloster des weiblichen Zweiges der Zisterzienser-Ordens in Deutschland. Die Bibliothek ist für die Wissenschaft von außerordentlichem Wert, handelt es sich doch um eine geschlossene, seit dem Spätmittelalter gewachsene Sammlung klösterlicher Bildungskultur. Sie umfasst über 2700 Titel aus dem 12. bis 19. Jahrhundert, ein großer Teil der historischen Werke verbleibt als Leihgabe im barocken Bibliothekssaal des Klosters.
Zwei herausragende Handschriften der Sammlung sind noch bis 6. Januar 2024 in der Schatzkammer des Museums der SLUB Dresden zu sehen: der St. Marienthaler Psalter (frühes 13. Jh.) und das Kapitelofficiumsbuch des Zisterzienserklosters Altzelle (1174/75).
Ein Informationsblatt und der Flyer stehen hier zum Download bereit:
14_Kloster_Marienthal_Flyer
14_Kloster_Marienthal_Factsheet
Von links: Dr. Andreas Handschuh, Katrin Stump, Barbara Klepsch, Sr. M. Elisabeth Vaterodt OCist und Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung mit den beiden Spitzenstücken der Sammlung. Foto: Ben Gierig
In eigener Sache … Fehlerkorrektur
Die Wandelhalle für Bücherfreunde ist erschienen und verschickt – aber oje, ein Druckfehler (der ja eigentlich ein Setzfehler ist) hat sich, unbemerkt, eingeschlichen. Noch dazu in einem wirklich wichtigen Hinweis.
Das Jahrestreffen der Bibliophilen in Weimar findet statt:
vom Donnerstag, den 30. Mai, bis Montag, den 3. Juni!
Nicht, wie es fälschlich in der Wandelhalle heißt: bis 2. Juni.
Wie konnte das passieren? Ich weiß es nicht …
Für den Fehler bitte ich um Entschuldigung.
Mit besten Grüßen, Silvia Werfel
Abbildung:
Holzschnitt von Artur Dieckhoff (1948–2020) aus dem Pressendruck Druckfehlerteufel (zweites Werk der Edition Die Holzschnittbücher, 2011).
Monsignore Mayers Chagall-Sammlung nun im Gutenberg-Museum
Am 16. Dezember 2022 verstarb im Alter von 99 Jahren Monsignore Klaus Mayer, ehemaliger Pfarrer der Kirche St. Stephan in Mainz und gern auch mal als «Chagall-Pfarrer» titulierter Mainzer Ehrenbürger. Schließlich ist es seiner Initiative und einfühlsamen Beharrlichkeit zu verdanken, dass der jüdisch-russische Künstler Marc Chagall (1887–1985) zwischen 1976 und 1985 für St. Stephan die einzigartigen blauen Kirchenfenster schuf.
Monsignore Klaus Mayer trug zudem eine am Ende rund eintausend Objekte umfassende private Chagall-Sammlung zusammen – darunter sind Farblithografien, Ausstellungsplakate, Fachliteratur, Korrespondenzen. Noch zu Lebzeiten kümmerte er sich darum, seinen als „Pfarrer Klaus Mayer und Anne-Marie Seelig Stiftung“ bezeichneten Nachlass in die richtigen Hände zu geben.
Dass die Wahl 2015 auf das Gutenberg-Museum fiel, ist Dr. Annette Ludwig zu verdanken, der Direktorin des Museums von 2010 bis 2022. Sie hat die Übereignung an das Museum notariell fixiert, die Sammlung komplett erfasst und dafür gesorgt, dass sie größtenteils schon ins Museumsdepot überführt wurde. Bis zuletzt pflegte sie intensiven Kontakt zu Monsignore Mayer.
Die Übergabe dieses Schatzes wurde in einer Pressemitteilung vom 13. November 2023 öffentlich gemacht. Von besonders hohem Wert für die Nachwelt sei «die umfangreiche Dokumentation darüber, wie es dazu kam, dass der jüdische Künstler Marc Chagall Fenster für eine katholische Mainzer Kirche anfertigte«, so Dr. Ulf Sölter, Direktor des Gutenberg-Museums seit 2022.
Abbildung: Marc Chagall, Die Liebenden unter dem Kreuz, Farbradierung 1975. © Gutenberg-Museum, Mainz
«Die weißen Raben» – Empfehlungsliste der Internationalen Jugendbibliothek
Sie ist die wichtigste alljährlich erscheinende Publikation der Internationalen Jugendbibliothek, München: die Empfehlungsliste Die weißen Raben. 2023 enthält sie eine Auswahl von 200 bemerkenswerten Kinder- und Jugendbüchern, die in 37 Sprachen aus 57 Ländern veröffentlicht wurden.
Die Bücher dieser einzigartigen Auswahl decken ein sehr breites Spektrum an Stimmen ab. Ihre Internationalität ist das Ergebnis der Arbeit von rund zwanzig Kinder- und Jugendbuchexperten.
Traditionell stellt das Team der IJB einige Bücher aus dem Katalog zunächst auf der Frankfurter Buchmesse vor. Seit Jahrzehnten werden alle empfohlenen Bücher in gedruckter Form auch am Stand der Internationalen Jugendbibliothek auf der Kinderbuchmesse in Bologna ausgestellt.
Die Rezensionen, bibliografischen Daten und Buchcover sind auch in der White Ravens Database auf whiteravens.ijb.de/list verfügbar.
Hier steht die Publikation zum Download bereit:
2023 The_White_Ravens
Das Titelbild stammt von Chiki Kikuchi, der Illustratorin von Iro-iro kaeru (Bunte Frösche) (Tōkyō: Kaiseisha 2021), einem Bilderbuch, das für den Katalog Die Weißen Raben 2022 ausgewählt wurde.
HAB restituiert zwei Bücher an die Erben von Felix Ganz und Olga Kreiß-Ganz
Bei der Suche nach NS-Raubgut unter den antiquarischen Erwerbungen ermittelte die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel zwei Bücher aus dem Besitz der aus Mainz stammenden Familie Ganz. Die Erben, vertreten durch den Urenkel Adam Ganz (London), schenkten die Bücher nach der feierlichen Restitution am 6. November 2023 der Wolfenbütteler Bibliothek, so dass sie weiterhin für die Nutzung zur Verfügung stehen.
Bei den Büchern handelt es sich um Die Gärtnerin aus Liebe. Komische Oper von W. A. Mozart. Neueinrichtung von R. u. L.Berger, Mainz [1912] von Felix Ganz (1869–1944) und Georg Friedrich Händel, Neun deutsche Arien, herausgegeben, gesetzt und eingeleitet von Herman Roth, München 1921, mit einem Besitzeintrag von Olga Kreiß-Ganz (1900–1974), einer Tochter von Felix Ganz.
Die beiden Bände kamen 1998 als Teil einer mehrere Bände umfassenden Schenkung einer Benutzerin in die HAB.
Foto:
Johannes Mangei, Stellvertretender Direktor der HAB (links), übergibt die beiden Bücher an Adam Ganz (3. v. links), als den Vertreter der Erben von Felix Ganz und Olga Kreiß, in Anwesenheit von Nicolette Mout, Witwe von Peter Felix Ganz (2. v. links) und Nathalie Neumann, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz (rechts)
Druckgraphiken Per Kirkebys für das Berliner Kupferstichkabinett erworben
Erwerbung von 235 Druckgraphiken Per Kirkebys für das Berliner Kupferstichkabinett
Dem Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin ist es 2023 gelungen, ein umfangreiches Konvolut von 235 Druckgraphiken des dänischen Künstlers Per Kirkeby (1938–2018) aus Schweizer Privatbesitz zu erwerben. Der Ankauf wurde durch die großzügige finanzielle Unterstützung der New Carlsberg Foundation ermöglicht. Mit dieser gewichtigen Neuerwerbung gelingt es dem Berliner Kupferstichkabinett, eine Lücke im Sammlungsbestand zu schließen und Per Kirkeby als einen der wichtigsten zeitgenössischen Druckgraphiker angemessen zu würdigen.
Bevor Per Kirkeby begann, sich ab 1962 der bildenden Kunst zu widmen, hatte er Geologie an der Universität in Kopenhagen studiert. Seinem Interesse für die Tektonik der Landschaft und für die vielschichtigen Strukturen des Erdkörpers ging er in zahlreichen Expeditionen nach, die ihn unter anderem nach Grönland, Mittelamerika und in die Arktis führten. Seine als Geologe ausgeprägte sensible Wahrnehmung für die Landschaft und dessen räumliche Strukturen begleitete ihn zeitlebens und floss in sein künstlerisches Werk ein, so auch in sein vielfältiges druckgraphisches Œuvre, wovon das erworbene Konvolut eindrücklich Zeugnis ablegt.
Das Kupferstichkabinett hat neben einer frühen Radierung Kirkebys neun seiner Mappenwerke (Radierungen, Kaltnadelradierungen, Aquatinta) erworben, die zwischen 1963 und 2011 entstanden sind. Damit ist nahezu die gesamte Schaffenszeit Kirkebys fortan im Studiensaal des Kupferstichkabinetts erlebbar.
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Per Kirkeby, Das Feldbuch (Blatt 68), Kaltnadelradierung 1992–1994. Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz © The Estate of Per Kirkeby
Liebhabertheater Schloss Kochberg vor dem Aus?
Südlich von Weimar liegt Schloss Kochberg, der Landsitz von Goethes Vertrauter Charlotte von Stein. Ihr Sohn Carl verwandelte das Rittergut Kochberg in einen Musenhof und ließ ein weltweit einzigartiges Theater bauen: das «Liebhabertheater». Es ist Teil der Europäischen Route Historischer Theater, die die 120 schönsten und interessantesten Theater in Europa vereint.
Nun blickt die Leiterin des Liebhabertheaters Silke Gablenz-Kolakovic, die im letzten Jahr für ihr unermüdliches Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, auf eine ungewisse Zukunft, denn der Antrag auf Basisförderung der Theatersommer für 2024 wurde, begründet mit der Haushaltslage, abgelehnt. «Ohne eine verlässliche finanzielle Basis für die nächsten Jahre müssten wir das Theater allerdings schließen», sagt die künstlerische Leiterin.
Dr. Annette Ludwig, Direktorin der Museen der Klassik Stiftung Weimar, zu deren Direktion die Liegenschaft gehört, betont: «Das einzigartige Privattheater der Goethezeit, das in das wundervolle Ensemble von Schloss Kochberg mit Museum und Landschaftspark eingebettet ist, zeigt historische Aufführungspraxis am authentischen Ort. Der von herausragendem künstlerischem Niveau und außergewöhnlichen ehrenamtlichen Engagement getragene Theaterbetrieb, der Jahr für Jahr Begeisterungsstürme entfacht, benötigt eine kontinuierliche und auskömmliche finanzielle Ausstattung, um seine Produktionen aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert verlässlich planen, durchführen und die hart erarbeitete Qualität halten zu können. Die fehlende institutionelle Förderung des Liebhabertheaters bringt nicht nur das Lebenswerk der langjährigen künstlerischen Leiterin, Silke Gablenz-Kolakovic, in Gefahr, sondern die gesamte Existenz des Kleinods. Ein ‹Aus› wäre unverzeihlich und endgültig, was es mit aller Kraft abzuwenden gilt.»
Die Gesellschaft der Bibliophilen schließt sich den Wünschen nach dem Erhalt des Theaters an. Ein Besuch während des Jahrestreffens 2024 in Weimar ist fest eingeplant.
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Das Liebhabertheater Schloss Kochberg, Foto: © Maik Schuck
Scherenschnitte von Philipp Otto Runge nun in Dresden
Dank der großzügigen Unterstützung mehrerer Förderer ist auf der diesjährigen Sommerauktion bei Grisebach in Berlin eine herausragende Erwerbung für das Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) gelungen. Zur Sammlung gehören nun elf Scherenschnitte des berühmten norddeutschen Romantikers Philipp Otto Runge (1777–1810). Runge hatte sie der eng befreundeten und für die Hamburger Kunstszene der Zeit bedeutenden Familie Johannes Michael Speckter (1764–1845) geschenkt.
Anlässlich der Auktion kam ein Bestand an Werken der Brüder Erwin und Otto Speckter und ihrer Künstlerfreunde zum Verkauf. Die dazugehörigen Scherenschnitte sind dabei so erhalten, wie Runge sie einst übergeben hatte: Während man sonst die Arbeiten meist später aufgeklebt hat, wurden sie hier lose zwischen Pappkartonbögen gelegt. Durch diese «Beweglichkeit» bleibt der lebendige Charakter der kleinen Papierobjekte besser erfahrbar.
Runges Scherenschnitte lassen sich gleichsam als Grundbaustein seines Bilddenkens beschreiben. Der Künstler geht der Schönheit der Pflanzen in ihren vielfältigen Formen nach und verfolgt dabei die Architektur ihrer organischen Bildungsgesetze. Ausgehend von exakter Naturbeobachtung unterwirft der Scherenschnitt die Naturform einem Abstraktionsprozess. Die Pflanze als Grundbaustein der Natur wird bei Runge zum Gleichnis eines göttlichen Schöpfungsplanes.
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Philipp Otto Runge, Rosenzweig. Erworben mit Hilfe der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Hermann Reemtsma Stiftung, der Rudolf-August-Oetker-Stiftung und den Freunden des Kupferstich-Kabinetts Dresden e.V. © Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Grisebach GmbH
Berlin: Großes Kino
3. November 2023 bis 3. März 2024
Großes Kino. Filmplakate aller Zeiten
Kulturforum, Ausstellungshalle
Matthäikirchplatz, 10785 Berlin
Die Ausstellung zeichnet eine Geschichte des Filmplakats von 1905 bis heute: von erzählerischen und expressionistischen Lithografien im Stummfilmkino über die weltberühmte moderne Grafik für Neue Filmkunst und Atlas in den 1960er-Jahren bis zu aktuellem Design zwischen Papier und Pixel. Präsentiert werden Plakate aus Deutschland, Frankreich, den USA, Polen und weiteren Ländern.
Präsentiert werden 300 originale Filmplakate der 1900er- bis 2020er-Jahre aus der Sammlung Grafikdesign der Berliner Kunstbibliothek.
Das Begleitbuch ist bei Sandstein, Dresden, erschienen und kostet 48 €.
Abbildung:
Boris Bilinsky, Metropolis, 1927 © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Dietmar Katz
Deutsches Romantik-Museum: Kindheit im Wandel
bis 21. Januar 2024
Kindheit im Wandel. Von der Aufklärung zur Romantik
Deutsches Romantik-Museum und Goethe-Haus
Großer Hirschgraben 21–25, 60311 Frankfurt am Main
Ausgehend von den «Kindheiten» in den Familien Goethe und Brentano wird in der neuen Sonderausstellung des Deutschen Romantik-Museums der Wandel von der «Lernkultur der Aufklärung mit Drill und stumpfer Wissensanhäufung» hin zum Ideal der Romantik mit spielerischem Lernen und Phantasie nachgezeichnet. Von großem Einfluss war hier die pädagogische Abhandlung Emile. Oder über die Erziehung (1762). Jean-Jacques Rousseau beschreibt darin Kinder als autonome, vollkommene Wesen und formuliert das Recht auf Kindheit als eine eigenständige Lebensphase.
Es gibt viel zu sehen, zu lesen, zu hören, zu hantieren. Exponate aus den Sammlungen des Freien Deutschen Hochstifts und weitere bedeutende Leihgaben veranschaulichen den Wandel von Kindheit und Erziehungsidealen: wissenschaftlich fundiert, aber zugleich auch bunt, bildstark und spielerisch-interaktiv. Hervorgehoben sei nur die große Wandprojektion des Künstlers Stefan Matlik, der Illustrationen und Buchstaben in Bewegung versetzt.
Ein umfangreiches, vielfältiges Programm flankiert die Ausstellung. Zudem ist ein reich bebildertes Begleitbuch (22 €) erschienen sowie ein Kreativheft für Kinder (7,90 €).
Abbildung:
Ambrosius Gabler: Illustration zu Die Seifenblasen, in: Kinderfreuden. Ein angenehmes Bilderbuch für die Jugend. Nürnberg: Friedrich Campe [1808] © privat
Weimar: Mit fremder Feder – Der gefälschte Schiller
bis 17. Dezember 2023
Mit fremder Feder – Der gefälschte Schiller
Goethe- und Schiller-Archiv, Weimar
Jenaer Straße 1, 99425 Weimar
Die Ausstellung beschäftigt sich mit dem ungeheuerlichen Fall des Handschriftenfälschers Heinrich von Gerstenbergk. Der ehemalige Architekt und Geometer fälschte um 1850 hunderte Autographen Schillers und verkaufte sie geschickt über ein Netzwerk prominenter Mittelsmänner.
Der einstige Präzedenzfall wird in allen seinen Facetten thematisiert: von gefälschten Herkunftsnachweisen, erfundenen und schlecht übertragenen Inhalten, ergaunerten «Echtheitsbestätigungen» argloser Zeitgenossen bis hin zum Erlös, den die Gerstenbergk’schen Fälschungen heutzutage bei Auktionen erzielen.
Das Begleitbuch ist in der Weimarer Verlagsgesellschaft im Verlagshaus Römerweg, Wiesbaden, erschienen und kostet 16,90 €.
Abbildung:
Ausstellungsbesucherin © Klassik Stiftung Weimar, Foto: Thomas Müller
Bamberg: Buntpapiere – farbenfroh und glanzvoll
bis 27. Januar 2024
farbenfroh und glanzvoll. Buntpapiere aus den Beständen der Staatsbibliothek Bamberg
Staatsbibliothek Bamberg
Neue Residenz, Domplatz 8, 96049 Bamberg
Welt voller Phantasie: Auf mit Blattmetall geprägten Brokatpapieren flattern Papageien und Lerchen zwischen goldenem Rankenwerk. Rosen und Nelken prangen auf orangefarbenem, violettem, smaragdgrünem Grund. Grotesken und Chinoiserien vervollständigen den Garten auf Papier. Kleisterpapier wiederum besticht durch seine handwerklich zugreifende Gestaltung: Rhythmische Muster werden gekämmt, gestempelt, mit den Fingern gestupft. Modeldruckpapier schließlich erinnert mit üppig-floralen bis reduziert-geometrischen Ornamenten an die Textilmode. Und im Tunkverfahren geschaffenes Marmorpapier bezaubert durch sein fließendes Dekor.
Was sonst verborgen in den Regalen der Bibliothek schlummert, ist nun in Bamberg zu sehen. Führungen gibt es jeden Mittwoch um 17 Uhr (außer am 1. November und 27. Dezember).
Online-Vorträge am 12. Dezember 2023 (Julia Rinck, florale Buntpapiere) und am 16. Januar 2024 (Matthias Hageböck, Bronzefirnispapiere) begleiten die Ausstellung. Genaue Infos finden sich zeitnah im Terminkalender auf bibliophilie.de.
Das Begleitbuch ist im Verlag Anton H. Konrad erschienen. Die zweite, verbesserte Auflage erscheint im November. Sonderpreis in der Ausstellung 10 €, im Buchhandel 16,80 €.
Abbildung:
Einbanddetail: Brokatpapier mit Jagdszene zwischen Rankenwerk. Goldprägedruck auf rot gestrichenem Papier, wohl von Johann Carl Munck, Augsburg. SBB, XII M 62
Núria Quevedo mit dem Schmidt-Rottluff-Preis 2023 geehrt
Mit dem Kunstpreis zu Ehren von Karl Schmidt-Rottluff Chemnitz wurde am Samstag, den 14. Oktober 2023, die Berliner Malerin und Grafikerin Núria Quevedo geehrt. Der Preis würdigt eine bedeutende künstlerische Persönlichkeit der Gegenwart und wurde von der privaten Stiftung zu Ehren von Karl Schmidt-Rottluff Chemnitz zum dritten Mal verliehen. Er ist mit 20 000 Euro dotiert. Begleitend zur Preisverleihung erschien eine Festschrift zu Ehren von Núria Quevedo mit Beiträgen von 29 Wegbegleitern, Freunden, Ausstellern und Sammlern, illustriert mit 49 Werken von Quevedo.
Núria Quevedo, 1938 in Barcelona geboren, ist die Tochter spanisch-republikanischer Emigranten. Nachdem der Vater 1939 ins Exil gegangen war, emigrierte sie mit Mutter und Schwester 1952 nach Berlin, wo sie von 1955 bis 1958 die Arbeiter- und Bauern-Fakultät besuchte und von 1958 bis 1963 an der Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst Berlin-Weißensee in der Fachrichtung Grafik bei Arno Moor, Klaus Wittkugel und Werner Klemke studierte. Seit 1963 arbeitet sie freischaffend. 1986 wurde sie Mitglied der Akademie der Künste der DDR, aus der sie 1991 austrat. Von 1994 bis 1996 war Núria Quevedo Gastprofessorin am Caspar-David-Friedrich-Institut der Universität Greifswald. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Sie hat zahlreiche Bücher illustriert, Grafikmappen publiziert und nationale und internationale Ausstellungen realisiert.
Die Preisträgerin zeigte sich gerührt von der Ehrung durch die Stiftung. Als sie zu DDR-Zeiten die Kunst der deutschen Expressionisten um Karl Schmidt-Rottluff kennengelernt habe, sei das «eine große Entdeckung» gewesen, die nicht gern gesehen worden sei. «Die spanische Kunst war mir eine Nabelschnur, die mir immer Nahrung gegeben hat. Und die deutsche Kunst spielte eine ähnliche Rolle.» Mit dem Namensgeber des Preises verbinde sie ein ähnliches Denken: «Schmidt-Rottluff war ein Mensch, der sich immer wieder auch selbst befragte. Auch ich bin noch am Anfang, ich bin noch am Lernen.»
Foto:
Kristin Schmidt / Stiftung zu Ehren von Karl Schmidt-Rottluff Chemnitz
In eigener Sache …
Leider kann die Herbstausgabe der Wandelhalle für Bücherfreunde diesmal erst Ende November ausgeliefert werden.
Mit besten Grüßen, Silvia Werfel
Foto: Silvia Werfel
Gottfried Potts Hommage à Einhard
Gottfried Pott Kalligraphie – Hommage à Einhard
Vernissage am Dienstag, den 3. Oktober 2023, 11:30 Uhr
in der ehemaligen Benediktinerabtei Seligenstadt
Klosterhof 1, 63500 Seligenstadt
Einführung: Dr. Stefan Soltek, Direktor des Klingspor Museums i.R.
Die Ausstellung ist bis 1. November 2023 zu sehen.
Freier Eintritt.
Die Ausstellung vermittelt einen Überblick über Gottfried Potts jüngst entstandene noch nie gezeigte Arbeiten und zeigt die aus der über zwanzigjährigen Beschäftigung mit der Karolingischen Minuskel entwickelten Kompositionen. Der Meister-Kalligraph lotet die Lebendigkeit und Expressivität der aktuellen Kalligraphie auf diesem historischen Fundament aus, er würdigt zugleich die kulturelle Bedeutung der Schriftreform Kaiser Karls des Großen. Auf den Konzepten der Schriftreformer Alkuin und Einhard beruht unsere heutige Handschrift.
Gottfried Pott setzt sich mit dieser Ausstellung generell für die Bedeutung der Handschrift als kulturelles Erbe ein und möchte ihre Wahrnehmung als künstlerisch-ästhetisches Ausdrucksmittel schärfen.
Am Sonntag, den 15. Oktober 2023, 11:30 Uhr, lädt der Künstler zu einem Vortrag und einer Führung durch die Ausstellung ein.
Einladung zum Download:
Einladung nach Seligenstadt Gottfried Pott Hommage à Einhard
Abbildung:
Eigens für die Ausstellung in Seligenstadt geschriebenes Blatt (2023). © Gottfried Pott
«Höflicher Humor» und Selbstironie – das Phänomen Loriot
«Ach was. Loriot zum Hundertsten»
Ausstellungseröffnung am
Mittwoch, den 27. September 2023, 18 Uhr
Caricatura Museum
Weckmarkt 17, 60311 Frankfurt am Main
Laudatio: Hans Traxler
Die Ausstellung ist bis 25. Februar 2024 zu sehen.
Autor, Zeichner, Schauspieler, Moderator, Bühnen- und Kostümbildner, nicht zuletzt Mops- und Opernliebhaber – Bernhard-Viktor «Vicco» Christoph-Carl von Bülow alias Loriot prägte «mit seiner ihm ganz eigenen Stilistik nachhaltig die deutsche Humorlandschaft».
Mit ausgeprägter Beobachtungsgabe und Selbstironie hielt er der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft den Spiegel vor, die sich auf der Suche nach neuen Normen und Werten mit Beflissenheit der Adenauerzeit in Konventionen verbiss. Nie in einem herablassenden didaktischen Duktus, immer charmant, immer auf Augenhöhe. Loriot interessierte das Alltagsleben und das Familienleben der Menschen. Selten waren Tagesaktuelles oder Politik sein Thema. Wenn doch, so zielte auch hier sein Humor auf das Streben nach Perfektion, das im Chaos endet, auf das absurd-komische Scheitern zwischenmenschlicher Kommunikation ab. Mit Gespür für kleinste Details sezierte er die bürgerliche Mittelschicht in ihrer Durchschnittlichkeit und entlarvte ihre vielen situativen Widersprüche. Weil seine Figuren keine Außenseiter der Gesellschaft sind, sondern der Mehrheit angehören, schuf Loriot einen hohen Wiedererkennungswert im Publikum, der seine Wirkung nicht verfehlt: das Lachen – auch über sich selbst.
Loriot wurde am 12. November 1923 in Brandenburg an der Havel geboren, er starb am 22. August 2011 in Ammerland nahe des Starnberger Sees. Das Caricatura Museum für Komische Kunst dokumentiert mit der offiziellen Jubiläumsausstellung in noch nie dagewesener Umfänglichkeit den Künstler Loriot und sein Werk. Die zahlreichen Exponate erstrecken sich über die gesamte Ausstellungsfläche des Museums. Viel bislang Ungesehenes ist darunter, selbstverständlich auch die von ihm entdeckte Steinlaus und – ein nachgebautes Modell des Atomkraftwerks aus dem Sketch Weihnachten bei Hoppenstedts (1978). Die meisten Bücher von Loriot sind bei Diogenes erschienen. Während andere Verlage Loriots Buchprojekt Auf den Hund gekommen ablehnten, entdeckte Daniel Keel das Potenzial für seinen 1952 gegründeten Verlag.1954 erschien das Buch bei Diogenes.
Buchempfehlung zur Ausstellung, frisch erschienen bei Lappan im Carlsen Verlag: Er lebe hoch! Eine humorvolle Hommage auf Loriot. Herausgegeben von Denis Metz und Steffen Gumbert. Mit Bild- und Textbeiträgen von Weggefährten und Verehrern seiner komischen Kunst. 20 €.
In der Herbstausgabe der Wandelhalle für Bücherfreunde erscheint ein ausführlicher Beitrag zur Ausstellung.
Bild:
Loriots berühmtes rotes Sofa (nicht das echte allerdings): Die Schriftführerin hat schon mal probegesessen. Foto: ein unbekannter, freundlicher Journalistenkollege.
LBO zeigt Kartenschätze aus dem Verlag Homann
bis Samstag, den 28. Oktober 2023
Kartenschätze aus dem Verlag Homann Nürnberg
Landesbibliothek Oldenburg
Zu sehen sind repräsentative Karten und Atlanten aus dem Verlag Homann in Nürnberg. Der von Johann Baptist Homann (1664–1724) im Jahr 1702 gegründete Verlag entwickelte sich im 18. und 19. Jahrhundert rasch zum bedeutendsten Hersteller von Landkarten und Atlanten.
Die Landesbibliothek Oldenburg zeigt eine Auswahl von Homann-Karten aus der 2022 erworbenen, rund 500 Blätter umfassenden Kartensammlung von Michael Remmers (Wilhelmshaven) – darunter Welt-, Länder- und Städtekarten, Sternenkarten, Kartierungen des historischen Oldenburger Landes und Umlandes, Anschauungstafeln mit der Ausrüstung von Kriegsschiffen und Befestigungsanlagen sowie fiktive Karten, wie die über das Schlaraffenland.
Ein Highlight der aktuellen Ausstellung ist der digitale Kartentisch mit einer Auswahl an Homann-Karten – zur Verfügung gestellt von der Jade Hochschule.
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen:
Kartenschätze aus dem Verlag Homann in Nürnberg, dem größten Produzenten von Landkarten und Atlanten im 18. Jahrhundert. Hrsg. von Corinna Roeder. Texte: Michael Recke. Oldenburg: Landesbibliothek Oldenburg 2023 (Schriften der Landesbibliothek Oldenburg 75). 12 €
Vortragsabend am Donnerstag, 12. Oktober, 19 Uhr
Das Erfolgsgeheimnis der Homann-Karten von Dr. Markus Heinz (stellv. Leiter der Kartenabteilung, Staatsbibliothek zu Berlin). Die Teilnahme ist kostenlos.
Führungen finden statt am:
Donnerstag, 21. September, 17 Uhr
Samstag, 30. September, 10 Uhr
Donnerstag, 5. Oktober, 17 Uhr
Samstag, 14. Oktober, 10 Uhr
Samstag, 28. Oktober, 10 Uhr
Bild:
Der digitale Kartentisch mit einer Auswahl an Homann-Karten – zur Verfügung gestellt von der Jade Hochschule. Foto: Östreicher, LBO.
Preis der Stiftung Buchkunst 2023 geht an «Shell Reader» aus dem Verlag BOM DIA BOA TARDE BOA NOITE
Der mit 10 000 Euro dotierte Preis der Stiftung Buchkunst geht 2023 an das Buch Shell Reader aus dem Berliner Verlag BOM DIA BOA TARDE BOA NOITE.
Der »Shell Reader« begleitet eine aus mehreren Tonnen Muscheln bestehende Installation der schwedischen Bildhauerin Nina Canell. Materialwahl, Buchschnitt und weitere Details sind perfekt auf das Werk und den Inhalt abgestimmt. «Was unsere buchherstellerische Welt buchstäblich trägt, ist der Werkstoff Papier. Das perlmuttschimmernde Vorsatzpapier empfand die Jury als eine ausgezeichnete Wahl, die Buchseiten fühlen sich an wie Textil, und die raue Schnittkanten des Buchs lassen tatsächlich an eine Muschel denken. Die unglaublich schöne Gesamtkonzeption und harmonische Umschlaggestaltung wirkt wie eine Verlängerung der Galerie, lässt dem Besucher, der Besucherin viel Raum zum Atmen, zum Reflektieren», so Sonja Pham, Mitglied der diesjährigen Jury und stellvertretende Chefredakteurin des Grafikmagazins, in ihrer Laudatio.
Die Preisverleihung fand am 8. September 2023 im Frankfurter Museum Angewandte Kunst statt.
Vorgestellt wurde auch der Katalog, der unter anderem die Schönsten deutschen Bücher 2023 präsentiert, dazu die Shortlist, die Förderpreisträger und Weiteres.
Informationen zum Preis der Stiftung Buchkunst:
PM_VerleihungPDSBK2023_infoblatt
Bildnachweis:
© Stiftung Buchkunst / Franziska Holly Geiß