bis 29. Oktober 2023
Visuelle Poesie – zeitgenössische Plakate aus dem Iran
Museum für Gestaltung Zürich
Toni-Areal / Zürcher Hochschule der Künste
Pfingstweidstraße 96, 8005 Zürich

Die Plakatsammlung des Museum für Gestaltung Zürich verfügt über einen bedeutenden Bestand an iranischen Plakaten, der jüngst um rund 200 Arbeiten der letzten 20 Jahre bereichert wurde.

Die Ausstellung konzentriert sich auf die Neuzugänge. So vielseitig die gestalterischen Ansätze auch sind, stets manifestiert sich darin die Suche nach einer Verschmelzung von Historie und Zeitgenossenschaft, eigener Tradition und westlicher Inspiration, Kunst und Alltagskultur. Die Plakate stehen auch für einen kreativen Freiraum in Krisenzeiten, ihre häufig symbolisch verschlüsselte, poetische Bildsprache durchbricht kulturelle und politische Einschränkungen des Systems. Manche Plakate scheinen gängige westliche Vorstellungen islamischer Ästhetik zu bestätigen, während andere diese radikal unterlaufen und unseren Blick irritieren und überraschen.

Prägendes Ausdrucksmittel der iranischen Plakate ist die Kalligrafie. Aufgrund der Komplexität der Schriftzeichen wurden diese lange Zeit nur von Hand geschrieben und Plakate im Lithoverfahren reproduziert. Die persische Kalligrafie, nicht zuletzt durch das Bilderverbot im Islam hochentwickelt, wird noch heute als Kulturerbe verehrt und gepflegt. In den 1980er-Jahren setzen sich digitalisierte Alphabete durch. Ziel ist es, das ästhetische Potenzial der Fārsi-Schriftzeichen zu erhalten und gleichzeitig in die typografische Moderne zu übertragen. Damit wird auch der eingeschränkten westlichen Wahrnehmung begegnet, welche die persische Schriftkunst oft einzig als spirituellen, folkloristischen Kosmos begreift. Die tiefe Verankerung von persischer Dichtkunst in der Alltagskultur ebenso wie das reiche Erbe der Buchmalerei sind die Basis für das stets neu interpretierte und in die Moderne übersetzte Zusammenspiel von Schrift und Bild, welches das Medium Plakat bestimmt.

 

 

Bild: Reza Abedini, Siah Mashq / Reza Abedini’s Posters, 2004, © Reza Abedini