«Ach was. Loriot zum Hundertsten»
Ausstellungseröffnung am
Mittwoch, den 27. September 2023, 18 Uhr
Caricatura Museum
Weckmarkt 17, 60311 Frankfurt am Main
Laudatio: Hans Traxler
Die Ausstellung ist bis 25. Februar 2024 zu sehen.

Autor, Zeichner, Schauspieler, Moderator, Bühnen- und Kostümbildner, nicht zuletzt Mops- und Opernliebhaber – Bernhard-Viktor «Vicco» Christoph-Carl von Bülow alias Loriot prägte «mit seiner ihm ganz eigenen Stilistik nachhaltig die deutsche Humorlandschaft».

Mit ausgeprägter Beobachtungsgabe und Selbstironie hielt er der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft den Spiegel vor, die sich auf der Suche nach neuen Normen und Werten mit Beflissenheit der Adenauerzeit in Konventionen verbiss. Nie in einem herablassenden didaktischen Duktus, immer charmant, immer auf Augenhöhe. Loriot interessierte das Alltagsleben und das Familienleben der Menschen. Selten waren Tagesaktuelles oder Politik sein Thema. Wenn doch, so zielte auch hier sein Humor auf das Streben nach Perfektion, das im Chaos endet, auf das absurd-komische Scheitern zwischenmenschlicher Kommunikation ab. Mit Gespür für kleinste Details sezierte er die bürgerliche Mittelschicht in ihrer Durchschnittlichkeit und entlarvte ihre vielen situativen Widersprüche. Weil seine Figuren keine Außenseiter der Gesellschaft sind, sondern der Mehrheit angehören, schuf Loriot einen hohen Wiedererkennungswert im Publikum, der seine Wirkung nicht verfehlt: das Lachen – auch über sich selbst.

Loriot wurde am 12. November 1923 in Brandenburg an der Havel geboren, er starb am 22. August 2011 in Ammerland nahe des Starnberger Sees. Das Caricatura Museum für Komische Kunst dokumentiert mit der offiziellen Jubiläumsausstellung in noch nie dagewesener Umfänglichkeit den Künstler Loriot und sein Werk. Die zahlreichen Exponate erstrecken sich über die gesamte Ausstellungsfläche des Museums. Viel bislang Ungesehenes ist darunter, selbstverständlich auch die von ihm entdeckte Steinlaus und – ein nachgebautes Modell des Atomkraftwerks aus dem Sketch Weihnachten bei Hoppenstedts (1978). Die meisten Bücher von Loriot sind bei Diogenes erschienen. Während andere Verlage Loriots Buchprojekt Auf den Hund gekommen ablehnten, entdeckte Daniel Keel das Potenzial für seinen 1952 gegründeten Verlag.1954 erschien das Buch bei Diogenes.

Buchempfehlung zur Ausstellung, frisch erschienen bei Lappan im Carlsen Verlag: Er lebe hoch! Eine humorvolle Hommage auf Loriot. Herausgegeben von Denis Metz und Steffen Gumbert. Mit Bild- und Textbeiträgen von Weggefährten und Verehrern seiner komischen Kunst. 20 €.

In der Herbstausgabe der Wandelhalle für Bücherfreunde erscheint ein ausführlicher Beitrag zur Ausstellung.

 

Bild:
Loriots berühmtes rotes Sofa (nicht das echte allerdings): Die Schriftführerin hat schon mal probegesessen. Foto: ein unbekannter, freundlicher Journalistenkollege.