Die Herzog August Bibliothek (HAB) hat eine dreibändige Ausgabe von Friedrich Nicolais satirischem Roman Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker restituiert.

Moriz Ritter von Grünebaum (1873–1942) war trotz seiner Konversion zum Katholizismus nach der Eingliederung Österreichs ins Deutsche Reich im März 1938 antisemitischen Verfolgungen durch das NS-Regime ausgesetzt. In Vorbereitung seiner Zwangsumsiedlung in eine sogenannte Sammelwohnung musste der leidenschaftliche Exlibris-, Grafik- und Büchersammler seine umfassende Sammlung im Herbst 1940 bei der Spedition J. Z. Dworak junior einlagern.

Im August 1942 wurde Moriz Grünebaum ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er am 21. Dezember 1942 im Alter von 69 Jahren verstarb. Über den weiteren Verbleib seiner Sammlung ist nichts bekannt. Zwischen 1948 und 1957 tauchten sukzessive Werke aus Grünebaums Eigentum im Wiener Kunsthandel auf. Wann und auf welchen Wegen die Stücke in den Handel gelangten, ist heute nicht mehr nachvollziehbar.

Die dreibändige Ausgabe von Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker kam als Teil der Bibliothek des Komponisten und Hochschullehrers Ernst Pepping (1901–1981) 1985 in den Bestand der HAB. Seine etwa 2300 Bände umfassende Sammlung von Werken der deutschen und europäischen Literatur in historischen Ausgaben stellte Pepping eigenen Aussagen zufolge seit der Nachkriegszeit zusammen. Ein Erwerb einzelner Bände während der NS-Zeit ist jedoch nicht auszuschließen.

Die Provenienz der Bände aus dem Eigentum von Moriz Grünebaum wurde im Rahmen des vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projekts NS-Raubgut unter den Zugängen der Herzog August Bibliothek 1933–1969 recherchiert. Ihr NS-verfolgungsbedingter Entzug kann als gesichert gelten, weshalb die HAB die Bücher nun an die Erbberechtigten des Sammlers restituiert hat.

Mehr Informationen zu Moriz Ritter von Grünebaum hier:
Lexikon_provenienzforschung_gruenebaum

Bild:
Exlibris von Moriz Grünebaum, anhand dessen die Besitzhistorie rekonstruiert werden konnte. © Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel