Papierne Gärten.
Studioausstellung im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg
verlängert bis 18. April 2022

In der frühen Neuzeit erkennt sich der Mensch als Species, die mit allem Leben auf der Erde verbunden ist. In der Folge entwickelt sich die Botanik zu einer Leitwissenschaft, die in illustrierten Pflanzenbüchern ihr wichtigstes Medium findet. Die Buchgattung zeugt vom rational-ästhetischen Umgang des Menschen mit der Natur: rational, weil sie medizinischbotanisches Wissen festhält; ästhetisch, weil die Illustratoren gottgefällig die Schönheit der Pflanzen zur Ansicht bringen wollten. Die Anfang des 17. Jahrhunderts einsetzende Mikroskopie erleichterte zudem eine möglichst detailgetreue Wiedergabe. Insbesondere Pflanzenbücher des Barock liefern sich mit der Natur einen Überbietungskampf in puncto Realität und Schönheit. Als papierne Paradiesgärten bringen sie den Garten Eden auf ewig in die Kaminstube.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht der barocke Prachtband Plantae selectae von Christoph Jacob Trew. Als Vorlage dienten den Stechern die Aquarelle Georg Dionysius Ehrets, die erstmalig zu sehen sind.

 

Bild: Vorlage und Druck
Georg Dionysius Ehret: Türkenbundlilie (Amerika) / Lilium superbum L., 1738–1761 Aquarell aus einem 109 Blätter umfassenden Konvolut mit Zeichnungen 35 cm breit und 54 cm hoch. Germanisches Nationalmuseum, Dauerleihgabe der Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg
Türkenbundlilie, Tafel XI aus: Christoph Jacob Trew: Plantae Selectae, Nürnberg/Augsburg 1771 Germanisches Nationalmuseum, Bibliothek