Woher ihre Inspiration komme, wisse sie nicht, sagt Mechthild Lobisch in dem kleinen Film, der anlässlich der Verleihung des Oberbayerischen Kulturpreises 2013 gedreht worden ist (mlobisch_film2013). Bucheinband, Grafik und Zeichnung, dies sei einfach ihre «Art, sich im Leben zu artikulieren».

Als Viel- und Gerneleserin trete sie in einen Dialog mit der Literatur. Das Ergebnis ist aber nie Geschichten erzählende Illustration, sondern konkrete Kunst: Mit Form und Farbe neue Ordnungen zu erfinden, war das Ziel der Einbandkünstlerin Mechthild Lobisch. Sie suchte weder nach ausgefallenen Materialien noch nach technischem Raffinement: «Es geht allein um die formale Qualität, um das Buch als geistige Präsenz in plastischer Körperhaftigkeit.» 

Dass das so tief in unserer Kultur verankerte Medium Buch verschwinden könnte, war für sie unvorstellbar; wohl aber sah sie, dass das handwerkliche Können verschwindet. Umso mehr freute sie sich darüber, dass einige ihrer Studentinnen sowohl mit handwerklicher wie auch künstlerischer Qualität zu überzeugen wissen. Gelehrt hat Mechthild Lobisch an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, wo sie von 1995 bis zu ihrem Ausscheiden 2006 im Fachbereich Kunst die Studienrichtung Konzeptkunst Buch lehrte – einzigartig in Deutschland – und 1997 das Otto-Dorfner-Institut gründete und leitete. Für das Institut gab sie 1999 den Katalog zur gleichnamigen Ausstellung Zwischen van de Velde und Bauhaus – Otto Dorfner und ein wichtiges Kapitel der Einbandkunst heraus, die in Kirchheim unter Teck, Weimar und Mariémont in Belgien gezeigt wurde. – Bevor sie dem Ruf an die «Burg» folgte, hatte sie schon an der Akademie für Gestaltung und Design der Handwerkskammer München/Obb. unterrichtet.

Geboren 1940 in Hirschberg (Schlesien), machte Mechthild Lobisch zunächst eine Buchbinderlehre. Zu den weiteren Stationen gehören unter anderem der dreijährige Aufenthalt in Paris, wo sie französische Sprache, Literatur und Kunstgeschichte an der Sorbonne studierte sowie Einbandentwurf, Einbandgeschichte und Dekorationsvergolden an der Ecole Estienne; danach Studium an der Folkwangschule für Gestaltung als Meisterschülerin, seit 1978 freischaffende bildende Künstlerin.

«Das künstlerische Wollen findet immer seinen Weg», davon war Mechthild Lobisch überzeugt. Am 30. September 2025 ist sie nun im Alter von 84 Jahren gestorben.