Erstes Projekt zur Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg der Goethe-Universität fördert mehr NS-Raubgut zutage als erwartet und zeigt weiteren Bedarf.
Das Projektteam konnte anhand von Stempeln, Exlibris und Vermerken in den mehr als 75.000 Büchern, die im ersten Projektabschnitt beforscht wurden, deren Herkunft nachzeichnen. Dabei wurden rund 7.500 Bücher entdeckt, die sich 350 unterschiedlichen Vorbesitzern zuordnen lassen und bei welchen ein unrechtmäßiger Entzug wahrscheinlich ist.
Etliche Bücher wurden inzwischen restituiert, also an die rechtmäßigen Besitzer beziehungsweise deren Erben zurückgegeben. In 35 Fällen mit insgesamt 90 Bänden konnte eine faire und gerechte Lösung im Sinne der Washingtoner Erklärung gefunden werden – darunter Rückgaben, Rückschenkungen sowie Rückkäufe. Bücher aus der Frankfurter Universitätsbibliothek wurden an Privatpersonen im In- und Ausland restituiert sowie an eine Vielzahl von Organisationen, darunter politische Parteien, Gewerkschaften, jüdische Gemeinden oder Freimaurerlogen.
Ein besonders bedeutender Fall sind die Bücher aus dem Antiquariat Baer, einer Frankfurter Institution von Weltrang, die 1934 durch den NS-Staat liquidiert wurde. Das Projektteam der Bibliothek hat allein im ersten Projekt mehr als 5000 Bände aus dem Antiquariat Baer identifiziert, die als NS-Raubgut anzusehen sind. Ziel ist es nun, mit den Erben des Antiquariats in Kontakt zu treten, um gemeinsam eine faire und gerechte Lösung zu entwickeln.
Mehr Informationen hier:
Provenienzforschung_UB-Frankfurt
Abb.: Für die Erforschung der Herkunft von Büchern sind verschiedene Quellen wichtig – vor allem das Buch selbst, aber auch alte Inventarlisten und Akten. Foto: Daniel Dudde.